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OCT Papille auffällig C/D Verhältnis

Guten Tag,

heute in der Gesundheitsvorsorge hatte ich folgenden Fall und wünsche mir Unterstützung bei der Auswertung.

Kunde, männlich, 41 Jahre

Anamnese: keine Vorerkrankung, keine Medis, AA zuletzt ca. 2020 wegen Fremdkörper am Auge - genaues unbekannt, Pc 7 Std. tägl.

Wunsch: Überprüfung und Nähe anstrengend, Blendempfindlich, juckende und tränende Augen ab und zu

bisherige Brille: R -1,50 -1,50 96  V 0,8+   heute neu: -1,00 -2,50 96 V 1,0  neuer Wert monukular klarer, aber Bino Verzerrungen hin zur Nähe

Nähe ohne Add mit altem und neuen Wert V1,0 - Add 0,5 angenehmer

VAS unuaffällig

IOD korrigiert 10:30 :  R 27/28° 10,9 mmHg  L 33/26° 13,1 mmHg

OCT: OD auffällige Papille - C/D 0,63  OS 0,48 -  bitte um Einschätzung

 

Vielen Dank im Voraus!

M.Mauder

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Hallo zusammen,

entschuldigt bitte die späte Rückmeldung.

In dem vorliegenden Fall handelt es sich um eine eher ungewöhnliche, aber nicht zwangsläufige krankhafte Abweichung der Sehnervenkopf- (Papillen-)Form, auch Makropapille genannt. Auf den sehr gut gelungenen Fundusbildern erkennt man, dass die Papille eine leicht abweichende Anatomie zeigt. Die übrigen Parameter, insbesondere der Augeninnendruck, liegen jedoch im unauffälligen Bereich und sprechen somit zunächst nicht eindeutig für ein Glaukom.

Da der Befund nicht klar zwischen einem Glaukom und einem unauffälligen Zustand eingeordnet werden kann, empfiehlt sich eine weiterführende Diagnostik mittels optischer Kohärenztomographie (OCT). In der OCT fällt die besondere Form der Papille auf – aber was bedeutet das konkret? Lässt sich daraus bereits eine Erkrankung ableiten?

Die OCT-Befunde der Papillen-Form lassen dies nicht eindeutig erkennen. Deshalb schauen wir uns die Nervenfaserschicht (RNFL) genauer an. Insgesamt zeigt sich ein guter Zustand der Nervenfaserschicht, auch wenn es in einzelnen Bereichen sogenannte „Borderline“-Werte gibt – also Messungen an der Grenze zum Normalbereich. Solche Ergebnisse lassen sich oft nicht eindeutig interpretieren.

Einige Kolleg*innen könnten den Verdacht auf ein sogenanntes Normaldruckglaukom äußern – eine Glaukomform, die bei normalem Augeninnendruck auftritt. Allerdings ist diese Diagnose in der Allgemeinbevölkerung eher selten und in der Altersgruppe unseres Patienten sogar noch seltener. Gleichzeitig fühlt es sich aber auch nicht ganz richtig an, den Befund als völlig unauffällig einzuordnen – gerade wegen der erwähnten grenzwertigen Veränderungen.

Daher würde ich in diesem Fall zunächst eine Verlaufskontrolle empfehlen. Eine erneute RNFL-Analyse in etwa 6 Monaten wäre sinnvoll. Denn wichtig ist: Eine krankhafte Veränderung im Glaukomverlauf zeigt sich typischerweise über die Zeit, insbesondere durch eine fortschreitende Ausdünnung der Nervenfaserschicht.

Sollte sich bei der nächsten Kontrolle eine signifikante Verschlechterung zeigen, wäre dies ein starkes Indiz für ein Glaukom. In dem Fall sollte zur Diagnosesicherung und ggf. Therapieeinleitung eine augenärztliche Konsultation erfolgen. Bleibt der Befund stabil, genügt es, den Patienten weiterhin regelmäßig im Rahmen von Augeninnendruck- und OCT-Kontrollen zu überwachen.

Ich hoffe, euch mit dieser Einschätzung weitergeholfen zu haben!

Viele Grüße,

Dr. Joshua Torrent Despouy