Vorderabschnittsdiagnostik

Ob mit Spaltlampe, Keratograph oder bloßer Betrachtung – die Möglichkeiten den Vorderen Augenabschnitt zu untersuchen, sind zahlreich. Ergänzt man die Aufzählung um eine OCT-Untersuchung erhält man zahlreiche Informationen des Kundenauges mit nur einem einzigen Radial-Scan. Diese Untersuchungsmethode benötigt lediglich 0,29 Sekunden Scanzeit pro Auge und dürfte damit eine einfache und wirkungsvolle Ergänzung zu den OCT-Scans von Makula und Papille sein.

Pachymetrie

Zu den wichtigsten Informationen über die Hornhaut gehört sicherlich ihre Dicke. Die Pachymetrie wird benötigt, um den am NCT gemessenen Augeninnendruck zu korrigieren oder um die Möglichkeit einer Lasik zu überprüfen. Mit dem OCT wird diese Information aus 12 bis 16 Schnitten gewonnen, die sich um den Apex herumdrehen. Auf einer Fläche von 4 mm wird dann die Dicke der Hornhaut bestimmt. Mit Hilfe einer optionalen Wide Field Linse (* bei den Geräten Revo ECO und Revo NX130) kann die Fläche der Auswertung auf 8 mm ausgeweitet werden.

Hornhaut-gesund
OCT-Radial-Scan der Hornhaut mit Dickenkarten

In der Auswertung werden neben der gesamten Hornhautdicke auch die Dicke des Epithels und des Stromas angegeben. In den Dickenkarten werden die ermittelten Werte in einzelnen Sektoren angezeigt. Mit Hilfe dieser Sektoren kann eine Unterschiedsanalyse durchgeführt werden. Die Differenzen zwischen den Sektoren werden in einer Tabelle zusammengefasst. Zusätzlich erhält man Informationen über die statistisch relevanten Werte Minimum, Median und deren Differenz. Bei krankhaften Veränderungen, wie zum Beispiel Keratokonus, kommt es hier schnell zu sehr großen Differenzen. Die Dicke der Hornhaut wird ergänzend auch im Dickengraph eingezeichnet, wo ein symmetrischer Parabelverlauf zu sehen sein sollte. Bei pathologischen Verläufen zeigt sich eine deutliche Verschiebung der Parabel-Basis vom Zentrum weg.

Hornhaut-patho
Beispiel einer pathologischen Hornhaut im OCT

Die Analyse der Pachymetrie wird durch die Angabe des Korrektionsfaktors für den intraokularen Druck abgerundet. In Abhängigkeit von der Hornhautdicke muss der gemessene Wert des Augeninnendrucks angepasst werden. Die OCT-Software gibt dafür den Korrektionswert an und ermittelt auf Wunsch auch den korrigierten Augeninnendruck, nach der Eingabe des gemessenen Wertes. Mit dem hochauflösenden Tomogramm kann ein Flap-Schnitt oder auch ein eingedrungener Fremdkörper kinderleicht dokumentiert werden. Mit Hilfe der Mess-Werkzeuge in der Analyse-Software kann die genau Eindringtiefe bestimmt werden.

Hornhaut-Loch
OCT HH-Scan mit ausgemessenem Cut

Durch die Vergleichs- und Verlaufsfunktion kann die betroffene Hornhaut auch nach der Beseitigung des Fremdkörpers bzw. der Behandlung der Erkrankung engmaschig weiter kontrolliert werden. Die automatisch generierten Differenz-Karten zeigen auf einen Blick welche Veränderungen in der Dicke der Hornhaut entstanden sind. Die Verlaufsdarstellung von bis zu sechs OCT-Aufnahmen kann aber auch für die Dokumentation von Veränderungen der Hornhaut unter einer Kontaktlinse verwendet werden. Die beabsichtigten Verformungen durch Ortho-K-Linsen lassen sich im Verlauf nachweisen und nachmessen. Um das OCT auch bei der Anpassung von Kontaktlinsen einsetzen zu können, muss lediglich das optionale Topographie-Modul aktiviert werden.

Hornhautgrafiken im Verlauf

Kammerwinkel

Ein weiterer, wichtiger Baustein der Anteriordiagnostik liegt in der Analyse und Vermessung des Kammerwinkels. Die optimale Aufnahme des Kammerwinkels entsteht mit dem (HD) Raster-Scan, mit möglichst kleinem Abstand zwischen den Scanlinien. Über den Doppelklick auf das entsprechende Tomogramm erreicht man den Messmodus, in dem zahlreiche Werkzeuge zur Verfügung stehen. Neben den standardisierten Messwerkzeugen, wie Strecke, Marker und Textfeld, sind bei der Kammerwinkel-Untersuchungen auch weitere Werkzeuge wie TIA, AOD und TISA integriert. Die beiden normierten Methoden werden häufig in Studien analysiert und gehören heute zum Goldstandard bei der Analyse des Kammerwinkels.

TIA
Die einfachste Form der Kammerwinkelanalyse ist die Trabecular-Iris-Angle (TIA) Analyse. Dabei wird zuerst der tiefste Punkt des Kammerwinkels markiert. Im zweiten Schritt wird die Vorderfläche der Iris und die Rückfläche der Cornea bestimmt. Über die drei bestimmten Punkte werden zwei Linien generiert, zwischen denen der Kammerwinkel direkt abgelesen werden kann. Der Winkel variiert bei dieser Methode jedoch mit den Punkten und ihrem Bestimmungsort entlang der Rückfläche der Hornhaut. Daher wurden neue Methoden wie AOD und TISA entwickelt.

Kammerwinkel-Analyse TIA

AOD
Die zweite, deutlich umfangreichere Ermittlungsmethode für den Kammerwinkel ist die Angle Opening Distance (AOD). Die Maschine wird dabei selbstständig eine Struktur in den Kammerwinkel projizieren, welche der Normierung entspricht. Sie müssen lediglich den Sklerasporn im OCT-Bild bestimmen. Wie bereits der Name dieser Auswertungsmethode besagtt, wird dann die Distanz zwischen Rückfläche der Hornhaut und Vorderfläche der Iris bestimmt. Diese Distanz wird an zwei unterschiedlichen Positionen ermittelt, zum einen bei einem Abstand von 500 Mikrometer zum Sklerasporn und zum anderen bei einem Abstand von 750 Mikrometer. Die beiden Zahlen sind zusätzlich namensgebend für die Methode. Als angezeigtes Ergebnis erhält man also zwei Strecken mit der Maßeinheit Millimeter. Mit Hilfe von Triangulation und einfachen geometrischen Zusammenhängen kann dann der gewünschte Kammerwinkel errechnet werden.

TISA
Die Trabecular-Iris Space Area Analyse basiert auf derselben Normierung wie die AOD-Analyse. Im Gegensatz dazu wird aber keine Strecke ermittelt, sondern eine Fläche. Als Ergebnis erhält man daher zwei Flächen mit der Maßeinheit Quadratmillimeter. Über ein Flächenintegral und Triangulation wird dann der gewünschte Winkel berechnet.

Für die Kontrolle des Kammerwinkels spielt es keine Rolle, welche der Analyse-Methoden Sie verwenden. Dank der detaillierten und einfachen OCT-Scans können Sie zuverlässig und unkompliziert einen Engwinkelglaukom von einem Offenwinkelglaukom abgrenzen. Damit können Sie in einem akuten Fall Ihrem Kunden einen Großteil seines Augenlichtes erhalten. Alles was Sie dafür benötigen ist etwas Zeit, ein fundamentales Verständnis der Zusammenhänge im Auge und ein OCT.

Umfangreiche Kammerwinkelanalyse AOD und TISA