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Traktionen an der Netzhaut - Handlungsbedarf oder abwarten und Verlaufskontrolle

Guten Morgen,

53jähriger Mann, steht oft unter beruflichem Druck, hat normalerweise Bluthochdruck ( aber mit Tabletten gut eingestellt), keinerlei Sehprobleme, rechtes Auge V 1,1-linkes Auge V 1,0-keine Refraktionsänderung die letzten 2 Jahre, Zufallsbefund am OCT links.

Ich nehme an, dass durch Traktionen des Glaskörpers an der Netzhaut ein Loch gerisssen wurde und so Flüssigkeit eingedrungen ist.

Traktionen sieht man auch im Bereich rechts neben der Papille.

Wartet man einfach ab und macht Verlaufskontrollen?!  Vielleicht entsteht auch eine Gliose, ich würde auf jeden Fall einen Amsler-Test mitgeben und zur Dokumentation den Kunden zum Augenarzt schicken. Aber etwas anderes kann man da nicht machen oder?!

Ich hatte erst die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass es sich um eine Retinophatia centralis serosa (Managerkrankheit) handelt, wegen des Stressfaktors beim Kunden. Aber die Bilder passen nicht dazu oder sehe ich das falsch?!

Ich bin gespannt auf eure Beurteilung!

Jana Fichtner

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Georg Scheuerer hat auf diesen Beitrag reagiert.
Georg Scheuerer

Hallo Jana,

ich versuche mich mal an einer Einschätzung – wie immer sind weitere Gedanken oder Korrekturen sehr willkommen.

Vielen Dank für den interessanten Fall. Wir sehen eine hyperreflektive Struktur auf der ILM, was wahrscheinlich eine Gliose darstellt. Außerdem wirkt die Netzhaut leicht verdickt, was sich ebenfalls durch die Gliose erklären ließe. Ich halte einen Zug des Glaskörpers zwar für weniger wahrscheinlich, möchte ihn aber nicht völlig ausschließen.

Zusätzlich ist eine Zyste/Pseudozyste erkennbar. Die Frage ist, ob diese durch den Zug der Gliose, eine vitreomakuläre Traktion (VMT) oder eine andere Ursache bedingt ist. Von einem Loch würde ich hier aber nicht sprechen – zumindest nicht in diesem Schnitt.

Anhand eines einzelnen OCT-Schnitts lässt sich selten eine fundierte Aussage treffen – wichtig wären die weiteren Schnitte, der Fundusbefund, die Anamnese, eventuell auch eine Fluoreszenzangiografie (FA) usw. Seltene Erkrankungen wie MacTel oder andere sind unwahrscheinlich, aber theoretisch möglich.

Genau richtig: Eine CSCR spielt sich dagegen tiefer ab – Typ 1 ist mit subretinaler Flüssigkeit (über dem RPE, unter den Photorezeptoren) assoziiert, Typ 2 liegt unter dem RPE – letzterer ist allerdings selten.

Was den praktischen Umgang betrifft:

Wenn die weiteren Untersuchungen wie der Fundus keine zusätzlichen Auffälligkeiten (z. B. Blutungen, CNV usw.) zeigen. Würde ich genau das machen, was du gemacht hast…Augenarzt und Kontrollieren. Aber "entspannt".....

Viele Grüße

Georg

Hallo zusammen,

dem kann ich mich nur anschließen – die bisherigen Anmerkungen sind bereits sehr treffend und umfassend. Ihr seid einfach Experten!

Wie Georg erläutert hat, ist die vorliegende Pathologie für eine CRCS nicht typisch. Auch ich halte es für wahrscheinlicher, dass eine Veränderung im Bereich des vitreomakulären Interfaces eine Rolle spielt. Der Begriff „Netzhautloch“ ist in diesem Zusammenhang, auch wenn nachvollziehbar, etwas ungünstig. Vermutlich meint Frau Fichtner ein Makula(schicht)foramen, das durchaus ursächlich sein könnte.

Die von Georg beschriebenen Pseudozysten entstehen häufig im Zusammenhang mit einem Makulaschichtdefekt, der hier jedoch nicht eindeutig darstellbar ist. Da solche Veränderungen in den regulären Volumenscans gelegentlich nur unzureichend abgebildet werden, bevorzuge ich in solchen Fällen den Stern-Scan, da sich damit häufig zusätzliche Details erkennen lassen.

Auch makuläre Teleangiektasien kann als mögliche Ursache in Betracht gezogen werden, zeigt jedoch (MacTel II) typischerweise eine andere Zystenstruktur und tritt meist beidseitig auf.

Da der Visus aktuell gut ist und der Befund zuletzt zufällig erhoben wurde, besteht meiner Meinung nach keine Notwendigkeit für eine unmittelbare Therapie. Entscheidend ist zunächst die Verlaufsbeobachtung. Eine Kontrolle mit OCT (inkl. Stern-Scan) in etwa drei Monaten wäre sinnvoll. Zusätzlich sollte der Patient regelmäßig Amsler- und Visus-Eigenkontrollen zur Selbstbeobachtung durchführen.

Viele Grüße,

Dr. Torrent Despouy

Georg Scheuerer hat auf diesen Beitrag reagiert.
Georg Scheuerer