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Pigmentepithelabhebung

Hallo liebes Forum,

  • Kunde (männlich, 51)
  • Grund des Besuchs: Wunsch nach neuer Brille, keine Sehverschlechterung
  • unauffällige Augen-, Allgemein- und Familienanamnese
  • keine Medikamente
  • Visus cc:  OD 1,25    OS  1,25    OU 1,25
  • Refraktion:      sph        zyl     A      Add
    OD:                  -3,75    -1,50   0°     1,0
    OS:                   -2,50   -1,50    7°     1,0
  • Auffälligkeit: OD Pigmentepithelabhebung temporal der Papille (Makula OCT + Fundus)

Wie eilig ist eine augenärztliche Abklärung? (Kunde mit "Arztphobie")
Welche Therapieoptionen gibt es?

Vielen Dank für Eure Einschätzung.

Hochgeladene Dateien:

Hallo,

für mich sieht das aus wie eine seröse Pigmentepithelabhebung , meist verbunden mit einer AMD. Die Blase ist mit serösen Exsudat gefüllt daher sieht es aus wie eine schwarze Blase.

Kontrollabschnitt regelmäßig von 3 Monaten

Eine IVOM Therapie wird erst nötig wenn sich CNS entwickelt.

Allerdings würde ich ihm die Angst versuchen zu nehmen, der würde erstmal nichts anderes machen als ein OCT . Aber unabdingbar, da meines Wissens nach sich der AA keine Bilder aus rechtlicher Sicht von uns verwenden darf um eine Verlaufskontrolle zu erstellen.
Das würde mich auch generell mal abgesehen von diesem Fall interessieren ob das so richtig ist.

Hoffe ich liege richtig und bin schon gespannt was Dr . Joshua Torrent dazu meint😂

 

LG Christian

Hallo Christian,

danke für Deine Einschätzung und auf die Meinung von Dr. Torrent bin ich natürlich auch gespannt.

Viele Grüße

Andreas

 

Hallo zusammen,

bei einer Pigmentepithelabhebung (PED) denkt man natürlich zuerst an eine altersabhängige Makuladegeneration (AMD). In dem hier beschriebenen Fall fehlen jedoch typische Drusen oder andere klinische Zeichen einer AMD, was eine solche Diagnose fraglich erscheinen lässt.

Trotzdem muss eine darunterliegende choroidale Neovaskularisation (CNV Typ 1) unbedingt ausgeschlossen werden. Welche diagnostischen Verfahren hierfür zusätzlich sinnvoll sind – OCT-Angiografie (OCT-A) oder Fluoreszenzangiografie (FA) – muss der Augenarzt in Abhängigkeit entscheiden.

Falls keine CNV vorliegt und auch sonst keine Hinweise auf eine exsudative AMD bestehen, ist meines Wissens, in der Regel keine Therapie notwendig – auch das natürlich in augenärztlicher Verantwortung.

Im Rahmen der Differenzialdiagnostik sollte man auch an eine Chorioretinopathia Centralis Serosa denken. Zwar ist typischerweise subretinale Flüssigkeit sichtbar, aber es gibt auch atypische Varianten (Typ 2), bei denen eine PED im Vordergrund steht.

Möglich wäre eine idiopathische PED? Dennoch: Auch bei „Phobie vor dem Augenarzt“ führt kein Weg an einer fundierten augenärztlichen Abklärung vorbei.

Nicht zuletzt sei erwähnt, dass es eine (wenn auch seltene) Liste internistischer Grunderkrankungen gibt, die mit PEDs assoziiert sein können.

Fazit: Die Prognose scheint gut, sofern keine CNV oder andere pathologische Befunde vorliegen. Der Kunde gehört aber zur Abklärung und Beobachtung zum Augenarzt - meiner Meinung nach.

Ich freue mich auf weitere Meinungen und Ergänzungen!

Viele Grüße

Georg

Hallo Zusammen,

entschuldigt bitte meine späte Rückmeldung — ich habe die letzten Wochen in einem wohltuenden, ausgedehnten Urlaub verbracht und konnte neue Energie tanken. Umso mehr freue ich mich nun über die spannenden und anspruchsvollen Fälle, die hier diskutiert werden. Besonders beeindruckt mich, wie hoch das fachliche Niveau in diesem Forum ist und wie kollegial der Austausch gelingt.

Zum vorliegenden Fall:
Die bisherigen Kommentare treffen den Kern bereits sehr gut. Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine seröse Pigmentepithelabhebung (PED), wie man sie häufig im Rahmen einer Altersabhängige Makuladegeneration (AMD) beobachten kann.

Allerdings fehlen hier einige typische Begleitveränderungen, die eine AMD-Diagnose stützen würden, wie zum Beispiel Pigmentepithelverschiebungen, Drusen oder exsudative Veränderungen. Besonders auffällig ist die Lokalisation der serösen PED: Anders als bei der klassischen AMD, bei der die Läsion meist zentral in der Makula liegt, befindet sich diese Veränderung exzentrisch im papillomakulären Bündel Richtung Sehnervenkopf (Papille).

Diese Konstellation habe ich in meiner klinischen Praxis bereits mehrfach als mögliches Residuum oder Vorboten einer durchgemachten Zentrale seröse Chorioretinopathie (CRCS) gesehen — was gut zur Patientenkonstellation (Mann mittleren Alters) passen würde.

Empfohlenes Vorgehen:
Aktuell erscheint mir eine beobachtende Haltung sinnvoll. Eine invasive Therapie wie eine IVOM (intravitreale operative Medikamentengabe) ist bei stabiler Befundkonstellation derzeit nicht indiziert, zumal keine Exsudation in die Neuroretina erkennbar ist. Ich würde vorschlagen, in etwa zwei Monaten eine erneute OCT-Kontrolle durchzuführen.

Sollte sich das Bild bis dahin nicht weiter klären oder sogar ein Verdacht auf eine neovaskuläre Komponente aufkommen, wäre im nächsten Schritt eine Fluoreszenzangiographie (FA) sinnvoll. Damit ließen sich mögliche Schrankenstörungen der Blut-Retina-Schranke nachweisen und die Diagnose präzisieren.
Nach meiner Erfahrung liefert die FA bei dieser stabiler Netzhautarchitektur allerdings oft keinen entscheidenden Zusatznutzen, weshalb ich sie derzeit noch zurückstellen würde.

Es handelt sich also um einen besonderen und subtilen Fall, der etwas Fingerspitzengefühl erfordert — genau solche Fälle machen unsere Arbeit spannend. Ich bin sehr gespannt auf die Kontrollaufnahmen und den weiteren Verlauf!

Herzliche Grüße,

Dr. Joshua Torrent Despouy

Martin Kneppeck hat auf diesen Beitrag reagiert.
Martin Kneppeck