NH-Veränderungen nach Arterien-Ast-Verschluß

Zitat von Andy Steinmeyer am 6. Februar 2025, 17:53 UhrLiebe Kollegen, lieber Hr. Dr. Torrent,
heute möchte ich einen Fall vorstellen an dem wir völlig passive beteiligt sind.
Kundin 64 Jahre, hatte im Herbst 2024 einen Arterien-Ast-Verschluss am R Auge. Sie kam heute, mit weitgestellten Pupillen, zu uns um einen Termin für eine neue Brille zu machen. Dabei erzählte sie mir, dass sie nach einer Herzkateter OP mit einem Arterien-Ast-Verschluss auf gewacht sei. Die Symptome wurden in der Klink leider erst über einen Tag nach der OP überprüft und dann diagnostiziert. Nun ist die Behandlung laut AA abgeschlossen und sie könnte wegen einer neuen Brille zu uns gehen. Die Kundin bemerkt immer noch am R Auge einen kompletten Ausfall im unteren Gesichtsfeld.
Nachdem die Pupillen weitgestellt waren habe ich die Gunst der Stunde genutzt und folgende Bilder gemacht.
Die Fundus Bilder zeigen auf den ersten Blick nicht viel, man könnte am R Auge im oberen Fundusbereich lediglich fehlende oder nur sehr dünne Arterien vermuten.
In den OCT Schnitten wird es dann deutlich auffälliger. Die NH-Schnitte zeigen im Bereich von 10 Uhr bis 14 Uhr deutliche NH Veränderungen. Ich habe auch die Dicke der NH mit beigefügt. Einige Schichten fehlen, so meint man, komplett.Ich würde mich freuen, wenn wir eine fachlichere Erläuterung der Bilder in dieser Gruppe erarbeiten könnten, als ich dies hier mache.
Lieben Gruß Andreas Steinmeyer
Liebe Kollegen, lieber Hr. Dr. Torrent,
heute möchte ich einen Fall vorstellen an dem wir völlig passive beteiligt sind.
Kundin 64 Jahre, hatte im Herbst 2024 einen Arterien-Ast-Verschluss am R Auge. Sie kam heute, mit weitgestellten Pupillen, zu uns um einen Termin für eine neue Brille zu machen. Dabei erzählte sie mir, dass sie nach einer Herzkateter OP mit einem Arterien-Ast-Verschluss auf gewacht sei. Die Symptome wurden in der Klink leider erst über einen Tag nach der OP überprüft und dann diagnostiziert. Nun ist die Behandlung laut AA abgeschlossen und sie könnte wegen einer neuen Brille zu uns gehen. Die Kundin bemerkt immer noch am R Auge einen kompletten Ausfall im unteren Gesichtsfeld.
Nachdem die Pupillen weitgestellt waren habe ich die Gunst der Stunde genutzt und folgende Bilder gemacht.
Die Fundus Bilder zeigen auf den ersten Blick nicht viel, man könnte am R Auge im oberen Fundusbereich lediglich fehlende oder nur sehr dünne Arterien vermuten.
In den OCT Schnitten wird es dann deutlich auffälliger. Die NH-Schnitte zeigen im Bereich von 10 Uhr bis 14 Uhr deutliche NH Veränderungen. Ich habe auch die Dicke der NH mit beigefügt. Einige Schichten fehlen, so meint man, komplett.
Ich würde mich freuen, wenn wir eine fachlichere Erläuterung der Bilder in dieser Gruppe erarbeiten könnten, als ich dies hier mache.
Lieben Gruß Andreas Steinmeyer
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Zitat von Joshua Torrent Despouy am 7. Februar 2025, 01:17 UhrGuten Tag alle zusammen,
Im Folgenden wird ein bedauerlicher Fall vorgestellt, der das klassische Bild eines Arterienastverschlusses des rechten Auges (umgangssprachlich auch als unvollständiger Augeninfarkt bezeichnet) demonstriert.
Der Patient wurde in jüngerer Vergangenheit einer Herzkatheterintervention unterzogen, was auf einen generell beeinträchtigten Gefäßstatus hinweist. Kardiale Eingriffe können als Trigger für embolische Ereignisse fungieren, wenngleich der direkte kausale Zusammenhang in der Literatur nur selten (unter 1 %) berichtet wird.
Ein Verschluss des oberen retinalen Arterienzweigs stellt einen ophthalmologischen Notfall dar. In einem sehr frühen Stadium zeigen sich typischerweise:
- Transparenzminderung und Verdickung der Nervenfaserschicht: Bedingt durch ein Ödem infolge des akuten Sauerstoffmangels.
- Fundoskopie: Eine ausgeprägte, weißliche Verblassung der Netzhaut im betroffenen Areal.
In einem frischen Geschehen ist daher eine sofortige stationäre Aufnahme in einer spezialisierten Augenklinik zur akuten Therapie und Ursachenabklärung angezeigt. Neben der Annahme eines schlechten Gefäßstatus sollte auch der Eingriff selbst als möglicher Trigger für das embolische Ereignis berücksichtigt werden. Obwohl ein vollständiger Gewebeverlust oft nicht mehr zu verhindern ist, kann die stationäre Therapie der Schadensbegrenzung dienen. Zur Verbesserung der hämodynamischen Situation kommen beispielsweise folgende Maßnahmen in Betracht:
- Hämodilutionstherapie: Optimierung der Blutzirkulation und Verbesserung der Durchblutung im Infarktareal.
- Augendrucksenkung und mechanische Massage des Augapfels: Können in sehr frühen Stadien kurzfristig eine Verbesserung der Durchblutung bewirken.
Im vorliegenden Fall erfolgte der Behandlungsbeginn jedoch zu spät. Die vorliegenden sehr imposanten Aufnahmen, vor allem gefällt mir die overlay Darstellung der RNFL Map mit dem Fundus und der OCT, zeigen folgende Befunde:
- OCT-Befund: In der oberen Netzhauthälfte besteht eine deutliche Thinning (Ausdünnung) der Netzhautschichten. Die innere Netzhautschicht wirkt „atrophiert“, und die Nervenfasern sind kaum erkennbar - siehe auch Bild im Anhang.
- Kontrast zu intakter Netzhaut: Im Vergleich zur gesunden Netzhaut in der unteren (retinär äquivalent der oberen Gesichtsfeldhälfte) Hälfte wird ein klarer Unterschied sichtbar.
Diese Bildgebung bestätigt, dass der akute Sauerstoffmangel zu einem irreversiblen Ausfall der Nervenfasern und Ganglienzellen in dem betroffenen Bereich geführt hat. Klinisch resultiert dies in einem ausgeprägten Gesichtsfeldausfall im entsprechenden Bereich (entsprechend der inversen Abbildung: ein Verschluss in der oberen Retina führt zu einem Defekt im unteren Gesichtsfeld).
Da das neuroretinale Gewebe bereits irreversibel geschädigt ist, sind weitere therapeutische Ansätze zur Wiederherstellung der Funktion leider aussichtslos. Im akuten Setting sollte jedoch weiterhin darauf geachtet werden, dass keine weiteren embolischen Ereignisse auftreten. Daher ist eine adäquate antithrombotische bzw. blutverdünnende Therapie zur Risikominimierung unerlässlich.
Langfristig kompensiert der Patient den Gesichtsfeldausfall im betroffenen Auge häufig durch die Funktion des kontralateralen (gesunden) Auges, sodass der Defekt subjektiv weniger auffällt. Eine neuronale Regeneration im geschädigten Areal ist jedoch nicht zu erwarten, sodass der funktionelle Verlust dauerhaft bestehen bleibt.
Fazit
Der vorliegende Fall unterstreicht die Bedeutung einer schnellen Diagnostik und sofortigen Therapie bei einem retinalen Arterienastverschluss. Trotz moderner interventioneller Ansätze ist der therapeutische Spielraum bei bereits irreversiblen Schäden stark limitiert. Gleichzeitig ist die Optimierung kardiovaskulärer Risikofaktoren essenziell, um erneute embolische Ereignisse zu verhindern.Viele Grüße,
Dr. med. Joshua Torrent Despouy
Guten Tag alle zusammen,
Im Folgenden wird ein bedauerlicher Fall vorgestellt, der das klassische Bild eines Arterienastverschlusses des rechten Auges (umgangssprachlich auch als unvollständiger Augeninfarkt bezeichnet) demonstriert.
Der Patient wurde in jüngerer Vergangenheit einer Herzkatheterintervention unterzogen, was auf einen generell beeinträchtigten Gefäßstatus hinweist. Kardiale Eingriffe können als Trigger für embolische Ereignisse fungieren, wenngleich der direkte kausale Zusammenhang in der Literatur nur selten (unter 1 %) berichtet wird.
Ein Verschluss des oberen retinalen Arterienzweigs stellt einen ophthalmologischen Notfall dar. In einem sehr frühen Stadium zeigen sich typischerweise:
- Transparenzminderung und Verdickung der Nervenfaserschicht: Bedingt durch ein Ödem infolge des akuten Sauerstoffmangels.
- Fundoskopie: Eine ausgeprägte, weißliche Verblassung der Netzhaut im betroffenen Areal.
In einem frischen Geschehen ist daher eine sofortige stationäre Aufnahme in einer spezialisierten Augenklinik zur akuten Therapie und Ursachenabklärung angezeigt. Neben der Annahme eines schlechten Gefäßstatus sollte auch der Eingriff selbst als möglicher Trigger für das embolische Ereignis berücksichtigt werden. Obwohl ein vollständiger Gewebeverlust oft nicht mehr zu verhindern ist, kann die stationäre Therapie der Schadensbegrenzung dienen. Zur Verbesserung der hämodynamischen Situation kommen beispielsweise folgende Maßnahmen in Betracht:
- Hämodilutionstherapie: Optimierung der Blutzirkulation und Verbesserung der Durchblutung im Infarktareal.
- Augendrucksenkung und mechanische Massage des Augapfels: Können in sehr frühen Stadien kurzfristig eine Verbesserung der Durchblutung bewirken.
Im vorliegenden Fall erfolgte der Behandlungsbeginn jedoch zu spät. Die vorliegenden sehr imposanten Aufnahmen, vor allem gefällt mir die overlay Darstellung der RNFL Map mit dem Fundus und der OCT, zeigen folgende Befunde:
- OCT-Befund: In der oberen Netzhauthälfte besteht eine deutliche Thinning (Ausdünnung) der Netzhautschichten. Die innere Netzhautschicht wirkt „atrophiert“, und die Nervenfasern sind kaum erkennbar - siehe auch Bild im Anhang.
- Kontrast zu intakter Netzhaut: Im Vergleich zur gesunden Netzhaut in der unteren (retinär äquivalent der oberen Gesichtsfeldhälfte) Hälfte wird ein klarer Unterschied sichtbar.
Diese Bildgebung bestätigt, dass der akute Sauerstoffmangel zu einem irreversiblen Ausfall der Nervenfasern und Ganglienzellen in dem betroffenen Bereich geführt hat. Klinisch resultiert dies in einem ausgeprägten Gesichtsfeldausfall im entsprechenden Bereich (entsprechend der inversen Abbildung: ein Verschluss in der oberen Retina führt zu einem Defekt im unteren Gesichtsfeld).
Da das neuroretinale Gewebe bereits irreversibel geschädigt ist, sind weitere therapeutische Ansätze zur Wiederherstellung der Funktion leider aussichtslos. Im akuten Setting sollte jedoch weiterhin darauf geachtet werden, dass keine weiteren embolischen Ereignisse auftreten. Daher ist eine adäquate antithrombotische bzw. blutverdünnende Therapie zur Risikominimierung unerlässlich.
Langfristig kompensiert der Patient den Gesichtsfeldausfall im betroffenen Auge häufig durch die Funktion des kontralateralen (gesunden) Auges, sodass der Defekt subjektiv weniger auffällt. Eine neuronale Regeneration im geschädigten Areal ist jedoch nicht zu erwarten, sodass der funktionelle Verlust dauerhaft bestehen bleibt.
Fazit
Der vorliegende Fall unterstreicht die Bedeutung einer schnellen Diagnostik und sofortigen Therapie bei einem retinalen Arterienastverschluss. Trotz moderner interventioneller Ansätze ist der therapeutische Spielraum bei bereits irreversiblen Schäden stark limitiert. Gleichzeitig ist die Optimierung kardiovaskulärer Risikofaktoren essenziell, um erneute embolische Ereignisse zu verhindern.
Viele Grüße,
Dr. med. Joshua Torrent Despouy
Hochgeladene Dateien:
Zitat von Andy Steinmeyer am 11. Februar 2025, 10:00 UhrHallo Herr Dr. Torrent,
vielen Dank mal wieder für die tolle, ausführliche Erläuterung der Aufnahmen. Ich profitiere stark von Ihren Ausführung und bin Ihnen sehr dankbar.
Lieben Gruss Andreas Steinmeyer
Hallo Herr Dr. Torrent,
vielen Dank mal wieder für die tolle, ausführliche Erläuterung der Aufnahmen. Ich profitiere stark von Ihren Ausführung und bin Ihnen sehr dankbar.
Lieben Gruss Andreas Steinmeyer