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Kind mit untypischen Netzhautschichten

Liebe OCT-Nutzer,

wir hatten heute ein siebenjähriges Kind zur Untersuchung und waren etwas irritiert von den Fundusbildern und den OCT-Aufnahmen. Es zeigten sich in beiden Augen um die Makula herum helle Punkte. Im OCT zeigten sich beidseits ein paar Netzhautschichten untypisch aufgelockert und die Fovea war eher flach. Der Visus war eher gering für das Alter. Das Kind wurde durch die Schule zu uns geschickt - die Fixation war auffällig.

R +0,25 +0,25 170°   V: 0,80      L plan +0,50 0°   V: 0,80    binokular: 0,90

Welches weitere Vorgehen wäre sinnvoll? Sollte die Netzhaut nochmal genauer untersucht werden oder handelt es sich um eine Normvariante?

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Liebe Kollegen von Goelzer Optometrie,
so ein junger Fundus sieht immer spannend aus. Was meint ihr mit hellen Punkten um die Macula? Sind damit die hellen Bereiche gemeint?
Typischerweise handelt es sich bei einer jungen Person noch um Feuchtigkeit die bei der Fundusbetrachtung entsprechend hell erscheint. Es ist völlig normal und unbedenklich.
Das flache Foveolaprofil (OS geringer als OD) in der OCT Aufnahme liegt daran, dass der Schnitt nicht durch das Zentrum der Foveola geht sondern bei beiden Aufnahmen etwas liefer liegt. Zu erkennen ist das an der GLC+ IPL Karte rechts.
Der etwas unruhige Verlauf der äußeren Körnerschicht und der äußeren Faserschicht würde mich noch nicht nervös machen da ich Ihn als Normvariante einstufen würde.
Der Visus 0,8 bds kann auffällig sein, insbesondere wenn das Kind Fixationsprobleme hat. Evtl. kann man dann prüfen ob durch eine gezieltes Fixationstraining eine Besserung herbeigeführt werden kann.
Da ja dem Forum mit Herrn Dr. Torrent Despouy ein absoluter Fachmann zur Seite steht bin ich auf seine kritischen Anmerkungen und Ergänzungen gespannt.

Viele Grüße

Thomas Haug

Guten Morgen,

ich sehe das wie Hr. Haug, die hellen Bereiche sind einfach nur Reflexionen der ILM ( Inner Limitin Membrane - innere Grenzmebran ) wir sagen auch immer dazu das jugendliche Glitzern😂 das verwächst sich noch. Daher sieht für mich auch alles normal aus.

Liebe Grüße aus Nidderau
Christian Funk

Danke für die schnellen Antworten.

Da ich mit nicht sicher bin, ob ich richtig verstanden wurde, sende ich nochmal genauere Bilder. Die OCT-Aufnahmen, die ich gestern gepostet hatte waren bewusst nicht vom Zentrum, da ich auf die Aufälligkeit hinweisen wollte. In den heute angefügten Bilder liegt der Schnitt nun genau durch die Makula.

Auf dem rechten Fundusbild habe ich die genannten Auffälligkeiten mit Pfeilen markiert. Ist das wirklich das "jugendliche Glitzern"?

Mit freundlichen Grüßen,

Sintje Albrecht

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Hallo Frau Albrecht,

ich bin immer noch bei unauffällig, lasse mich auch gerne eines besseren belehren, Grund dafür auch der QI 6 Wert bei den Bildern aber auch ich bin gespannt was Dr. Torrent Despouy uns dazu erzählt.

LG
Christian Funk

Hallo zusammen,

zunächst wünsche ich allen einen frohen ersten Advent!

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um meine Begeisterung darüber auszudrücken, wie viele spannende und lehrreiche Fälle in diesem Forum eingebracht werden. Es ist beeindruckend, wie wir gemeinsam auf einem so hohen fachlichen Niveau diskutieren und voneinander lernen.

Auch der vorliegende Fall hat eine faszinierende Diskussion angestoßen, bei der wir uns zwei „weißliche Erscheinungen“ genauer ansehen müssen:

1. Juvenile Fundusreflexe (juveniler Glanz oder jugendliches Glitzern)

Hierbei handelt es sich um einen normal zu beobachtenden Befund, der in der gesamten Netzhaut auftritt. Charakteristisch ist ein ovaler oder runder Halo-Lichtreflex an der inneren Netzhautoberfläche, der dem Foveawall entspricht.

Im Jugendalter ist eine verstärkte Reflektivität der retinalen Nervenfaserschicht (RNFL) physiologisch, was oft als „juveniler Glanz“ bezeichnet wird. Mit zunehmendem Alter nimmt dieser Glanz ab, da die Nervenschicht an Reflektivität verliert.

 

2. Weißliche Punkte im Foveabereich

Diese Punkte sind unspezifisch und fallen insbesondere durch ihr Erscheinungsbild auf, ohne dass sie eine pathologische Ursache erkennen lassen.

Im OCT zeigt sich in der inneren nukleären Schicht und der äußeren plexiformen Schicht ein umschriebenes, leicht unregelmäßiges Reflexmuster, das jedoch nicht als pathologisch zu bewerten ist – insbesondere in diesem Alter. Möglicherweise handelt es sich um eine vorübergehende Erscheinung, die durch Wachstumsprozesse erklärt werden könnte.

Selbst seltene kindliche Augenerkrankungen gehen üblicherweise nicht mit solchen Veränderungen einher. Nach aktuellem Kenntnisstand gibt es keine bekannte Pathologie, die ein solches Muster verursacht. Eine Kontrolluntersuchung im Verlauf könnte bestätigen, dass sich diese Reflexe von selbst zurückbilden. Nur bei Persistenz oder Veränderung wären weiterführende diagnostische Maßnahmen angezeigt.

Ich bin begeistert, wie dieser Fall zum Nachdenken angeregt hat. Es ist immer wieder inspirierend, Teil dieses lebhaften Austauschs zu sein!

Viele liebe Grüße,

Dr. Joshua Torrent Despouy