Form hinterer Augenpol

Zitat von Mandy am 3. Februar 2025, 15:32 UhrLiebe Forumsmitglieder,
Kundin 50 Jahre alt leicht myop:
R -2,25 0,75 15° Visus 0,9
L -3,00 0,50 175° Visus 0,9 keine Medis, keine Beschwerden, keine positive Familienanamnese, normaler BMI, normale Augenlänge, Papillen unauffällig
Um was könnte es sich handeln? Welche Vorgehensweise wäre hier angezeigt?
Ganz lieben Dank schon mal im Voraus!
Viele Grüße Mandy Marchwat
Liebe Forumsmitglieder,
Kundin 50 Jahre alt leicht myop:
R -2,25 0,75 15° Visus 0,9
L -3,00 0,50 175° Visus 0,9 keine Medis, keine Beschwerden, keine positive Familienanamnese, normaler BMI, normale Augenlänge, Papillen unauffällig
Um was könnte es sich handeln? Welche Vorgehensweise wäre hier angezeigt?
Ganz lieben Dank schon mal im Voraus!
Viele Grüße Mandy Marchwat
Hochgeladene Dateien:
- AUTO20250203152246___20241212_161610_Widefield_3D_R_Tomogram_15mm_1024x168_REPORT.pdf
- AUTO20250203152246___20241212_161646_Widefield_3D_L_Tomogram_15mm_1024x168_REPORT.pdf
- AUTO20250203152246___20241212_155805_BEIDE_AUGEN_REPORT.pdf
- AUTO20250203152246___20241212_155302_Papille_3D_BEIDE_AUGEN_6mm_512x128_REPORT.pdf

Zitat von Andy Steinmeyer am 4. Februar 2025, 11:24 UhrHallo Mandy,
tolle Bilder sind das. Ich bin gespannt, was Dr. Torrent dazu sagt, aber ich versuche es hier schon einmal.
Du hast geschrieben, das die Kundin eine normale Augenlänge besitzt, das sehe ich nicht so. Am linken Auge haben wir laut deinen Daten 25,2 mm das sind 1,2mm länger als beim Gullstrand und somit potentiell -4 dpt kurzsichtig. Das würde zur Refrakation und zu den Bilder passen. vielleicht war die Kundin ja mit 40 Jahren noch ein wenig kurzsichtiger. Was man auf den Weitwinkelbildern super sehen kann ist, dass der hintere Augenpol nicht immer da ist wo wir ihn erwarten. Die Makula ist hier nicht der hinterste Teil. Die Augapfelverformungen folgen leider nicht festen Regeln oder wie wir das erwarten würden.
Nicht selten haben auch Autorefraktometer mit diesen Augen Schwierigkeiten gute Werte zu erzielen.Was die Netzhautschichten betreffen, freue ich mich über weitere andere Einschätzungen, deutliche Auffälligkeiten sehe ich erst einmal nicht.
Lieben Gruß Andreas Steinmeyer
Hallo Mandy,
tolle Bilder sind das. Ich bin gespannt, was Dr. Torrent dazu sagt, aber ich versuche es hier schon einmal.
Du hast geschrieben, das die Kundin eine normale Augenlänge besitzt, das sehe ich nicht so. Am linken Auge haben wir laut deinen Daten 25,2 mm das sind 1,2mm länger als beim Gullstrand und somit potentiell -4 dpt kurzsichtig. Das würde zur Refrakation und zu den Bilder passen. vielleicht war die Kundin ja mit 40 Jahren noch ein wenig kurzsichtiger. Was man auf den Weitwinkelbildern super sehen kann ist, dass der hintere Augenpol nicht immer da ist wo wir ihn erwarten. Die Makula ist hier nicht der hinterste Teil. Die Augapfelverformungen folgen leider nicht festen Regeln oder wie wir das erwarten würden.
Nicht selten haben auch Autorefraktometer mit diesen Augen Schwierigkeiten gute Werte zu erzielen.
Was die Netzhautschichten betreffen, freue ich mich über weitere andere Einschätzungen, deutliche Auffälligkeiten sehe ich erst einmal nicht.
Lieben Gruß Andreas Steinmeyer

Zitat von Joshua Torrent Despouy am 7. Februar 2025, 00:20 UhrHallo Zusammen,
es ist erfreulich zu beobachten, dass wir OCT-Aufnahmen mittlerweile mit hoher Präzision beurteilen können. In den vorliegenden Aufnahmen fällt auf, dass die Bulbusmorphologie verändert erscheint und der Eindruck einer Verformung des Augapfels entsteht. Dieser Befund entspricht jedoch keiner pathologischen Entität, sondern stellt eine anatomische Anomalie dar, die als Staphyloma verum posticum klassifiziert wird.
Staphylome werden häufig im Zusammenhang mit hochgradiger Myopie diskutiert, wobei ihre Lokalisation und Ausprägung erheblich variieren kann. Neben der klassischen posterioren Form (Staphyloma verum posticum) existieren Typen, die zentral, peripapillar oder exzentrisch lokalisiert sind. Das Auftreten eines Staphyloms wird oft mit einer lokalen Schwächung und Verdünnung (Thinning) der Sklera assoziiert, was insbesondere bei fortgeschrittener Myopie beobachtet wird. Bemerkenswerterweise können derartige Veränderungen auch bei Patienten mit moderater Myopie auftreten, ohne dass eine fortschreitende myopiadegenerative Veränderung einsetzt. Die veränderte Geometrie des Augapfels kann zudem zu einer mechanischen Belastung von Netzhaut und Choroidea führen, was langfristig potenziell degenerative Prozesse fördern könnte – ein Aspekt, der insbesondere bei der Beobachtung und Verlaufskontrolle von Bedeutung ist.
Wie von Herrn Steinmeyer erläutert, zeigt die Biometrie eine leicht erhöhte Achsenlänge, was der gemessenen leichten Myopie entspricht. Diese Messung bezieht sich auf die von der Fovea aus ermittelte Achsenlänge. Im vorliegenden Fall stellt die Fovea jedoch nicht die längste Achse des Bulbus dar, da unmittelbar neben der Makula eine exzentrische, leichte Ausbuchtung zu erkennen ist. Da diese Ausbuchtung nicht direkt am hinteren Augenpol liegt, wird die verlängerte Achse in der Standard-OCT-Biometrie nicht erfasst. Würde man diese exzentrische Verlängerung berücksichtigen, ergäbe sich eine deutlich größere Achsenlänge und damit ein höhergradiger myopischer Befund – ohne jedoch die optische Achse signifikant zu beeinträchtigen. Somit bleibt die funktionelle Auswirkung begrenzt.
Staphylome werden häufig mit hoher Myopie und einem progressiven Verlauf assoziiert. Bei der vorliegenden 50-jährigen Patientin, die lediglich eine moderate Myopie aufweist, ist anzunehmen, dass zwar ein Ansatz eines Staphyloma posticum vorliegt, dieser jedoch nicht mit einer ausgeprägten Myopia magna einhergeht und als stabil einzustufen ist. Die veränderte Netzhautarchitektur führt in der OCT zu einer atypischen Darstellung.
Es ist wichtig zu betonen, dass Staphylome sehr variabel auftreten und nicht zwingend zentral am hinteren Augenpol lokalisiert sein müssen. In den beigefügten Abbildungen wird dies veranschaulicht:
- Erste Abbildung: Hier wird die Klassifikation von Staphylomen anhand ihrer Lokalisation dargestellt. Die Variabilität reicht von Fällen mit deutlichen optischen Auswirkungen (z. B. ausgeprägte Myopie) bis zu Typen, bei denen kaum funktionelle Beeinträchtigungen vorliegen (z. B. Typ II, IV und V).
- Zweite Abbildung: Eine MRT-basierte 3D-Darstellung des Bulbus zeigt einen Fall, der dem vorliegenden sehr ähnlich ist. Während die Fovea hier eine moderate Achsenlänge aufweist, ist in unmittelbarer Nähe eine deutliche Ausbuchtung im Sinne eines Staphyloma posticum erkennbar.
Zusammenfassend zeigt dieser Fall eindrücklich, wie variabel die Bulbusmorphologie sein kann. Da keine pathologische Erkrankung oder Progression vorliegt, sind keine therapeutischen Maßnahmen indiziert. Dennoch ist eine regelmäßige Beobachtung sinnvoll, um potenzielle Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Ich hoffe, diese Darstellung des interessanten Falls war nachvollziehbar und informativ.
Herzliche Grüße an Alle,
Dr. med. Joshua Torrent Despouy
Hallo Zusammen,
es ist erfreulich zu beobachten, dass wir OCT-Aufnahmen mittlerweile mit hoher Präzision beurteilen können. In den vorliegenden Aufnahmen fällt auf, dass die Bulbusmorphologie verändert erscheint und der Eindruck einer Verformung des Augapfels entsteht. Dieser Befund entspricht jedoch keiner pathologischen Entität, sondern stellt eine anatomische Anomalie dar, die als Staphyloma verum posticum klassifiziert wird.
Staphylome werden häufig im Zusammenhang mit hochgradiger Myopie diskutiert, wobei ihre Lokalisation und Ausprägung erheblich variieren kann. Neben der klassischen posterioren Form (Staphyloma verum posticum) existieren Typen, die zentral, peripapillar oder exzentrisch lokalisiert sind. Das Auftreten eines Staphyloms wird oft mit einer lokalen Schwächung und Verdünnung (Thinning) der Sklera assoziiert, was insbesondere bei fortgeschrittener Myopie beobachtet wird. Bemerkenswerterweise können derartige Veränderungen auch bei Patienten mit moderater Myopie auftreten, ohne dass eine fortschreitende myopiadegenerative Veränderung einsetzt. Die veränderte Geometrie des Augapfels kann zudem zu einer mechanischen Belastung von Netzhaut und Choroidea führen, was langfristig potenziell degenerative Prozesse fördern könnte – ein Aspekt, der insbesondere bei der Beobachtung und Verlaufskontrolle von Bedeutung ist.
Wie von Herrn Steinmeyer erläutert, zeigt die Biometrie eine leicht erhöhte Achsenlänge, was der gemessenen leichten Myopie entspricht. Diese Messung bezieht sich auf die von der Fovea aus ermittelte Achsenlänge. Im vorliegenden Fall stellt die Fovea jedoch nicht die längste Achse des Bulbus dar, da unmittelbar neben der Makula eine exzentrische, leichte Ausbuchtung zu erkennen ist. Da diese Ausbuchtung nicht direkt am hinteren Augenpol liegt, wird die verlängerte Achse in der Standard-OCT-Biometrie nicht erfasst. Würde man diese exzentrische Verlängerung berücksichtigen, ergäbe sich eine deutlich größere Achsenlänge und damit ein höhergradiger myopischer Befund – ohne jedoch die optische Achse signifikant zu beeinträchtigen. Somit bleibt die funktionelle Auswirkung begrenzt.
Staphylome werden häufig mit hoher Myopie und einem progressiven Verlauf assoziiert. Bei der vorliegenden 50-jährigen Patientin, die lediglich eine moderate Myopie aufweist, ist anzunehmen, dass zwar ein Ansatz eines Staphyloma posticum vorliegt, dieser jedoch nicht mit einer ausgeprägten Myopia magna einhergeht und als stabil einzustufen ist. Die veränderte Netzhautarchitektur führt in der OCT zu einer atypischen Darstellung.
Es ist wichtig zu betonen, dass Staphylome sehr variabel auftreten und nicht zwingend zentral am hinteren Augenpol lokalisiert sein müssen. In den beigefügten Abbildungen wird dies veranschaulicht:
- Erste Abbildung: Hier wird die Klassifikation von Staphylomen anhand ihrer Lokalisation dargestellt. Die Variabilität reicht von Fällen mit deutlichen optischen Auswirkungen (z. B. ausgeprägte Myopie) bis zu Typen, bei denen kaum funktionelle Beeinträchtigungen vorliegen (z. B. Typ II, IV und V).
- Zweite Abbildung: Eine MRT-basierte 3D-Darstellung des Bulbus zeigt einen Fall, der dem vorliegenden sehr ähnlich ist. Während die Fovea hier eine moderate Achsenlänge aufweist, ist in unmittelbarer Nähe eine deutliche Ausbuchtung im Sinne eines Staphyloma posticum erkennbar.
Zusammenfassend zeigt dieser Fall eindrücklich, wie variabel die Bulbusmorphologie sein kann. Da keine pathologische Erkrankung oder Progression vorliegt, sind keine therapeutischen Maßnahmen indiziert. Dennoch ist eine regelmäßige Beobachtung sinnvoll, um potenzielle Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Ich hoffe, diese Darstellung des interessanten Falls war nachvollziehbar und informativ.
Herzliche Grüße an Alle,
Dr. med. Joshua Torrent Despouy
Hochgeladene Dateien:
Zitat von Mandy am 17. Februar 2025, 17:51 UhrHallo lieber Herr Dr. Torrent,
ich bedanke mich ganz herzlich für diese ausführliche und nachvollziebare Antwort.
Ich werde auch hier regelmäßige Untersuchungen durchführen und auf Veränderungen achten.
Diese Kundin ist schon seit Jahren(ca. 20)bei uns und hat nur sehr geringe Stärkenänderungen. Aber da das Staphylom neben der Fovea liegt, sagt das ja nicht so viel aus!
Ganz herzlichen Dank noch einmal für Ihren tollen Einsatz hier!
Viele Grüße Mandy Marchwat
Hallo lieber Herr Dr. Torrent,
ich bedanke mich ganz herzlich für diese ausführliche und nachvollziebare Antwort.
Ich werde auch hier regelmäßige Untersuchungen durchführen und auf Veränderungen achten.
Diese Kundin ist schon seit Jahren(ca. 20)bei uns und hat nur sehr geringe Stärkenänderungen. Aber da das Staphylom neben der Fovea liegt, sagt das ja nicht so viel aus!
Ganz herzlichen Dank noch einmal für Ihren tollen Einsatz hier!
Viele Grüße Mandy Marchwat