Epithelschwankungen

Zitat von Optik Leibold Team am 5. April 2025, 08:41 UhrHallo,
wieder ein spannender Fall. Kundin 66 Jahre unauffällige Refra mit V R/L 1.25
Hirschberg: unauffällig
Red Cap: unauffällig
Amsler: unauffällig
IOD R 20,5 L 20.6
NFL R 95 L 93
Auffälligkeit bei der linken Zentralen Netzhautdicke mit 210 etwas dünn
Kundin ist Sportschützin und sehr auf ein gutes Zielbild fixiert und bekommt das nicht mehr in gewohnter Weise hin und ist darauf zum AA der sie mit einem neuen Termin für ein OCT wieder einbestellt hat, allerdings erst in 4 Monaten.
Da sie auch noch eine genetische Vorgeschichte hat ist sie übervorsichtig. Mutter und Großmutter hatten beide im rechten Auge ( sie beschrieb es als Loch ) wo konnte sie nicht mir nicht sagen, da gehe ich aber von einem Makulaforamen aus.
Das rechte Auge sieht für mich unauffällig aus dafür habe ich im linken viele schöne Sachen gesehen.Als erstes ist mir die große reflektierende Stelle mit der Netzhautbildkamera in der Foveola aufgefallen. Da diese hier sehr flach und breit aussieht denke ich das ist eher als unauffällig einzustufen würde dies aber weiter beobachten, da dort auch die Netzhautdicke leicht minimiert ist.
Als nächstes die hell reflektierende Stelle zur Papille hin, dort sehe ich eine leichte Veränderung in der RNFL - GCL die ich auch auf Beobachtung setzen würde.
Darunter ein für mich sehr schöner Artefakt.
Aber jetzt bei der Hornhaut brauche ich Schwarmwissen:
Im OCT habe ich eine Hornhaut die ich mit einem solchen Knick auch noch nicht gesehen habe wohl bedingt durch eine stark differirendes Epithel. Woher kann so etwas kommen und das Stroma sieht mir auch so diffus aus.
Bitte um eure Einschätzung
Mit lieben Grüßen und ein schönes Wochenende aus Nidderau
Christian Funk
Hallo,
wieder ein spannender Fall. Kundin 66 Jahre unauffällige Refra mit V R/L 1.25
Hirschberg: unauffällig
Red Cap: unauffällig
Amsler: unauffällig
IOD R 20,5 L 20.6
NFL R 95 L 93
Auffälligkeit bei der linken Zentralen Netzhautdicke mit 210 etwas dünn
Kundin ist Sportschützin und sehr auf ein gutes Zielbild fixiert und bekommt das nicht mehr in gewohnter Weise hin und ist darauf zum AA der sie mit einem neuen Termin für ein OCT wieder einbestellt hat, allerdings erst in 4 Monaten.
Da sie auch noch eine genetische Vorgeschichte hat ist sie übervorsichtig. Mutter und Großmutter hatten beide im rechten Auge ( sie beschrieb es als Loch ) wo konnte sie nicht mir nicht sagen, da gehe ich aber von einem Makulaforamen aus.
Das rechte Auge sieht für mich unauffällig aus dafür habe ich im linken viele schöne Sachen gesehen.
Als erstes ist mir die große reflektierende Stelle mit der Netzhautbildkamera in der Foveola aufgefallen. Da diese hier sehr flach und breit aussieht denke ich das ist eher als unauffällig einzustufen würde dies aber weiter beobachten, da dort auch die Netzhautdicke leicht minimiert ist.
Als nächstes die hell reflektierende Stelle zur Papille hin, dort sehe ich eine leichte Veränderung in der RNFL - GCL die ich auch auf Beobachtung setzen würde.
Darunter ein für mich sehr schöner Artefakt.
Aber jetzt bei der Hornhaut brauche ich Schwarmwissen:
Im OCT habe ich eine Hornhaut die ich mit einem solchen Knick auch noch nicht gesehen habe wohl bedingt durch eine stark differirendes Epithel. Woher kann so etwas kommen und das Stroma sieht mir auch so diffus aus.
Bitte um eure Einschätzung
Mit lieben Grüßen und ein schönes Wochenende aus Nidderau
Christian Funk
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Zitat von Joshua Torrent Despouy am 7. April 2025, 08:44 UhrHallo zusammen,
ich freue mich sehr, wieder einen spannenden Fall mit euch analysieren zu dürfen. Es ist einer dieser Fälle, bei dem man als Arzt zwar vieles sieht, aber nicht alles sofort erklären kann – was es umso interessanter macht.
Zunächst zur guten Nachricht: Aus medizinischer Sicht gibt es keinen Grund zur Sorge. Auch wenn in der Familiengeschichte der Patientin bestimmte Augenerkrankungen bekannt sind, ist es sehr unwahrscheinlich, dass diese hier eine Rolle spielen – sowohl aufgrund der Vererbungsmuster als auch wegen des klinischen Bildes. Die Ursache für das nachlassende Sehempfinden lässt sich nicht eindeutig benennen und scheint eher durch mehrere kleinere, multifaktorielle Faktoren gleichzeitig bedingt zu sein. Eine trockene Augenoberfläche eine Glaskörpertrübung, eine leichte Gliose könnte beispielsweise mitspielen, ist aber nicht die alleinige Erklärung.
Was sehen wir also im Detail?
1. Die Fovea:
Auffällig ist eine etwas breiter erscheinende Fovea centralis. Diese Variante sehe ich hin und wieder, ohne dass sich daraus eine konkrete Erkrankung ableiten ließe. Die breitere Konfiguration führt in der Bildgebung (OCT) zu einem intensiveren zentralen Reflex – ein rein optisches Phänomen ohne Krankheitswert.
2. Die mysteriöse Erscheinung nahe der Sehnervpapille:
Hier zeigt sich ein sogenannter Martegiani-Ring – auch als Weiss-Ring bekannt. Es handelt sich dabei um eine Glaskörpertrübung, die ganz natürlich im Rahmen einer hinteren Glaskörperabhebung entstehen kann. Der Glaskörper haftet an bestimmten Stellen der Netzhaut. Wenn er sich im Laufe der Zeit abhebt, bleibt manchmal ein ringförmiger Rest um die Sehnervpapille zurück – dieser kann im Sichtfeld als dunkler oder schwebender Ring wahrgenommen werden. Auf dem OCT-Bild zeigt sich diese Trübung, wenn zwar rundlich aber nicht eindeutig als Ring erkennbar, als „Schatten“, da die Trübung das Licht blockiert – ein faszinierendes, aber harmloses Detail.
3. Hornhaut-Epithel: Unerwartete Dickenverhältnisse
Die vielleicht rätselhafteste Beobachtung betrifft die Hornhaut – genauer gesagt das Epithel, also die äußerste Zellschicht. Zentral ist es bei dieser Patientin deutlich dicker als in der Peripherie, was eigentlich ungewöhnlich ist. Normalerweise verhält es sich nämlich genau umgekehrt. Trotz dieser Besonderheit ist die zentrale Sehschärfe erstaunlich gut, was darauf hindeutet, dass das Licht die Strukturen ungehindert passieren kann. Pathologische Hinweise, etwa im Sinne einer Dystrophie, finden sich keine.
Solche Epithelveränderung können durch Kontaktlinsen, trockene Augen oder gar unbemerkte biomechanische Einflüsse entstehen, was aber in diesem Fall nicht passt . Manchmal können solche Muster auch nach Laserbehandlungen auftreten – was bei der Patientin allerdings ausgeschlossen ist. Soweit ich mich erinnern kann weisen solche Veränderungen manchmal darauf hin, dass solche Veränderungen in seltenen Fällen mit einem erhöhten Risiko für einen beginnenden Keratokonus einhergehen könnten, doch klinische Hinweise darauf fehlen in unserem vorliegen Fall.
Das darunterliegende Stroma sieht ebenfalls unruhig aus, anders homogen als die Peripherie. Vielleicht eher eine stromale Dystrophie mit sekundärer Epithelveränderung? Hmmm.... Wie sieht die Hornhaut in der Spaltlampe aus? Zeigt diese zentral eine Auffälligkeit?
Was nun?
Ich würde empfehlen, systematisch weiterzugehen: Eine Hornhaut-Topographie könnte wertvolle Hinweise zur Gesamtarchitektur liefern. Ebenso spannend wäre die Frage, ob sich das Bild durch konsequente Anwendung von Tränenersatzmitteln verändert.
Ich bin gespannt, ob jemand von euch ähnliche Fälle kennt oder Ideen zur Interpretation hat. Gerne werfe ich auch einen Blick in die Literatur – vielleicht verbirgt sich dort eine passende Erklärung für diesen faszinierenden Befund.
Beste Grüße – und auf einen regen Austausch!
Dr. Joshua Torrent Despouy
Hallo zusammen,
ich freue mich sehr, wieder einen spannenden Fall mit euch analysieren zu dürfen. Es ist einer dieser Fälle, bei dem man als Arzt zwar vieles sieht, aber nicht alles sofort erklären kann – was es umso interessanter macht.
Zunächst zur guten Nachricht: Aus medizinischer Sicht gibt es keinen Grund zur Sorge. Auch wenn in der Familiengeschichte der Patientin bestimmte Augenerkrankungen bekannt sind, ist es sehr unwahrscheinlich, dass diese hier eine Rolle spielen – sowohl aufgrund der Vererbungsmuster als auch wegen des klinischen Bildes. Die Ursache für das nachlassende Sehempfinden lässt sich nicht eindeutig benennen und scheint eher durch mehrere kleinere, multifaktorielle Faktoren gleichzeitig bedingt zu sein. Eine trockene Augenoberfläche eine Glaskörpertrübung, eine leichte Gliose könnte beispielsweise mitspielen, ist aber nicht die alleinige Erklärung.
Was sehen wir also im Detail?
1. Die Fovea:
Auffällig ist eine etwas breiter erscheinende Fovea centralis. Diese Variante sehe ich hin und wieder, ohne dass sich daraus eine konkrete Erkrankung ableiten ließe. Die breitere Konfiguration führt in der Bildgebung (OCT) zu einem intensiveren zentralen Reflex – ein rein optisches Phänomen ohne Krankheitswert.
2. Die mysteriöse Erscheinung nahe der Sehnervpapille:
Hier zeigt sich ein sogenannter Martegiani-Ring – auch als Weiss-Ring bekannt. Es handelt sich dabei um eine Glaskörpertrübung, die ganz natürlich im Rahmen einer hinteren Glaskörperabhebung entstehen kann. Der Glaskörper haftet an bestimmten Stellen der Netzhaut. Wenn er sich im Laufe der Zeit abhebt, bleibt manchmal ein ringförmiger Rest um die Sehnervpapille zurück – dieser kann im Sichtfeld als dunkler oder schwebender Ring wahrgenommen werden. Auf dem OCT-Bild zeigt sich diese Trübung, wenn zwar rundlich aber nicht eindeutig als Ring erkennbar, als „Schatten“, da die Trübung das Licht blockiert – ein faszinierendes, aber harmloses Detail.
3. Hornhaut-Epithel: Unerwartete Dickenverhältnisse
Die vielleicht rätselhafteste Beobachtung betrifft die Hornhaut – genauer gesagt das Epithel, also die äußerste Zellschicht. Zentral ist es bei dieser Patientin deutlich dicker als in der Peripherie, was eigentlich ungewöhnlich ist. Normalerweise verhält es sich nämlich genau umgekehrt. Trotz dieser Besonderheit ist die zentrale Sehschärfe erstaunlich gut, was darauf hindeutet, dass das Licht die Strukturen ungehindert passieren kann. Pathologische Hinweise, etwa im Sinne einer Dystrophie, finden sich keine.
Solche Epithelveränderung können durch Kontaktlinsen, trockene Augen oder gar unbemerkte biomechanische Einflüsse entstehen, was aber in diesem Fall nicht passt . Manchmal können solche Muster auch nach Laserbehandlungen auftreten – was bei der Patientin allerdings ausgeschlossen ist. Soweit ich mich erinnern kann weisen solche Veränderungen manchmal darauf hin, dass solche Veränderungen in seltenen Fällen mit einem erhöhten Risiko für einen beginnenden Keratokonus einhergehen könnten, doch klinische Hinweise darauf fehlen in unserem vorliegen Fall.
Das darunterliegende Stroma sieht ebenfalls unruhig aus, anders homogen als die Peripherie. Vielleicht eher eine stromale Dystrophie mit sekundärer Epithelveränderung? Hmmm.... Wie sieht die Hornhaut in der Spaltlampe aus? Zeigt diese zentral eine Auffälligkeit?
Was nun?
Ich würde empfehlen, systematisch weiterzugehen: Eine Hornhaut-Topographie könnte wertvolle Hinweise zur Gesamtarchitektur liefern. Ebenso spannend wäre die Frage, ob sich das Bild durch konsequente Anwendung von Tränenersatzmitteln verändert.
Ich bin gespannt, ob jemand von euch ähnliche Fälle kennt oder Ideen zur Interpretation hat. Gerne werfe ich auch einen Blick in die Literatur – vielleicht verbirgt sich dort eine passende Erklärung für diesen faszinierenden Befund.
Beste Grüße – und auf einen regen Austausch!
Dr. Joshua Torrent Despouy