einzelne Druse? / Aderhautnävus

Zitat von Augenoptik Leonhard am 22. Mai 2025, 18:35 UhrHallo OCT-Anwender, lieber Herr Dr Torrent,
bei einer langjährigen 61jährigen hyperopen Kontaktlinsen-Kundin haben wir sowohl auf dem Fundusbild OS (Easyscan) also auch im OCT eine Auffälligkeit gesehen, die sich zwar kaum verändert hat, wir uns aber mit der Einschätzung schwer tun. Ist es eine einzelne Druse in einem Nävus, gelegen zwischen Papille und Makula leicht nach oben versetzt.
Refraktion:
R +3,0 -0,75 60 V 1,25 //L +5,0 -0,75 10 V 1,0
Achslänge: R:22,06 /L:21,36
Tono: R:16,5/ L:17,6
keine weiteren Auffälligkeiten oder Befunde.
Vielen Dank für Hinweise,
viele Grüße,
Markus Leonhard
Hallo OCT-Anwender, lieber Herr Dr Torrent,
bei einer langjährigen 61jährigen hyperopen Kontaktlinsen-Kundin haben wir sowohl auf dem Fundusbild OS (Easyscan) also auch im OCT eine Auffälligkeit gesehen, die sich zwar kaum verändert hat, wir uns aber mit der Einschätzung schwer tun. Ist es eine einzelne Druse in einem Nävus, gelegen zwischen Papille und Makula leicht nach oben versetzt.
Refraktion:
R +3,0 -0,75 60 V 1,25 //L +5,0 -0,75 10 V 1,0
Achslänge: R:22,06 /L:21,36
Tono: R:16,5/ L:17,6
keine weiteren Auffälligkeiten oder Befunde.
Vielen Dank für Hinweise,
viele Grüße,
Markus Leonhard
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Zitat von Joshua Torrent Despouy am 28. Mai 2025, 01:09 UhrHallo zusammen,
auch dieser Fall bietet einige interessante Aspekte, die eine genauere Betrachtung verdienen. Im Bereich nasal der Papille des linken Auges zeigt sich eine umschriebene Erhabenheit des retinalen Pigmentepithels (RPE), die sich in der Bildgebung als fibro-vaskulär anmutende Pigmentepithelabhebung (PED) darstellt. Besonders auffällig ist in der Aufnahme aus dem Jahr 2024 ein subretinaler Spalt an den Rändern der PED, was auf eine exsudative Komponente hinweist. Dieser Befund wirft verschiedene differenzialdiagnostische Überlegungen auf, die im Folgenden systematisch eingeordnet werden sollen:
1. Chronische Retinopathia centralis serosa (CRCS)
Bei der CRCS handelt es sich um eine chronische Verlaufsform der zentralen serösen Chorioretinopathie, die zu den sogenannten pachychoroidalen Erkrankungen zählt. Charakteristisch ist die Ausbildung umschriebener PEDs sowie das wiederkehrende Auftreten von subretinaler Flüssigkeit infolge einer gestörten äußeren Blut-Retina-Schranke. Der in der Bildgebung erkennbare subretinale Spalt entspricht typischerweise einer Exsudation aus der choroidalen Zirkulation durch das RPE hindurch.
Bei der Verlaufskontrolle 2025 scheint sich der Befund deutlich beruhigt zu haben, was für den selbstlimitierenden Charakter dieser Erkrankung spricht. Auch die im EasyScan erkennbare Verschiebung des RPE passt gut in dieses Bild.
Ein interessanter Aspekt ist das Geschlecht der Patientin – da CRCS deutlich häufiger Männer betrifft, insbesondere in belastenden beruflichen Situationen („Managerkrankheit“), könnte man überrascht sein, sie bei einer Frau zu sehen. Tatsächlich ist die Erkrankung bei Frauen seltener, aber keineswegs ausgeschlossen. Daher bleibt CRCS in diesem Fall eine sehr plausible Diagnose.
2. Neovaskuläre (feuchte) altersabhängige Makuladegeneration (AMD)
Eine weitere wichtige Differenzialdiagnose ist die exsudative Form der AMD. Auch hier finden sich Veränderungen auf RPE-Ebene mit begleitender subretinaler Flüssigkeitsansammlung.
Jedoch sprechen mehrere Befunde gegen diese Diagnose:
Es fehlen typische Begleitzeichen, wie Drusen oder pigmentepitheliale Irregularitäten, die für eine AMD sprechen würden.
Zudem zeigt sich klinisch kein progredienter Verlauf – im Gegenteil: Eine spontane Rückbildung des Befundes ist dokumentiert, was bei einer unbehandelten feuchten AMD äußerst ungewöhnlich wäre.
Die Befundkonstellation und der Verlauf machen eine neovaskuläre AMD in diesem Fall daher eher unwahrscheinlich.
3. Choroidaler Nävus
Ein choroidaler Nävus kommt ebenfalls als Differenzialdiagnose in Betracht, scheint hier jedoch wenig wahrscheinlich. Typischerweise bleiben Nävi stabil, verändern die Netzhautstruktur kaum und gehen nicht mit PEDs oder subretinaler Flüssigkeit einher.
Ein weiteres Gegenargument ist die Bildgebung: Beim Nävus ist die darunterliegende Aderhaut aufgrund der Pigmentierung häufig nicht gut einsehbar. In diesem Fall jedoch lässt sich die choroidale Architektur deutlich erkennen, was gegen eine pigmentreiche Läsion wie den Nävus spricht.
Zusammenfassend ergibt sich aus Bildgebung, klinischem Verlauf und dem Fehlen typischer AMD-Zeichen ein differenzialdiagnostischer Schwerpunkt auf die chronische zentrale seröse Chorioretinopathie. Die Spontanberuhigung des Befundes, das Vorhandensein einer PED mit subretinaler Flüssigkeit sowie die choroidalen Veränderungen sprechen klar für dieses Erkrankungsbild.
Ich hoffe, dieser Beitrag konnte etwas zur Klärung der Befundinterpretation beitragen. Rückfragen oder weitere Gedanken sind wie immer herzlich willkommen.
Viele Grüße,
Euer Dr. Joshua Torrent Despouy
Hallo zusammen,
auch dieser Fall bietet einige interessante Aspekte, die eine genauere Betrachtung verdienen. Im Bereich nasal der Papille des linken Auges zeigt sich eine umschriebene Erhabenheit des retinalen Pigmentepithels (RPE), die sich in der Bildgebung als fibro-vaskulär anmutende Pigmentepithelabhebung (PED) darstellt. Besonders auffällig ist in der Aufnahme aus dem Jahr 2024 ein subretinaler Spalt an den Rändern der PED, was auf eine exsudative Komponente hinweist. Dieser Befund wirft verschiedene differenzialdiagnostische Überlegungen auf, die im Folgenden systematisch eingeordnet werden sollen:
1. Chronische Retinopathia centralis serosa (CRCS)
Bei der CRCS handelt es sich um eine chronische Verlaufsform der zentralen serösen Chorioretinopathie, die zu den sogenannten pachychoroidalen Erkrankungen zählt. Charakteristisch ist die Ausbildung umschriebener PEDs sowie das wiederkehrende Auftreten von subretinaler Flüssigkeit infolge einer gestörten äußeren Blut-Retina-Schranke. Der in der Bildgebung erkennbare subretinale Spalt entspricht typischerweise einer Exsudation aus der choroidalen Zirkulation durch das RPE hindurch.
Bei der Verlaufskontrolle 2025 scheint sich der Befund deutlich beruhigt zu haben, was für den selbstlimitierenden Charakter dieser Erkrankung spricht. Auch die im EasyScan erkennbare Verschiebung des RPE passt gut in dieses Bild.
Ein interessanter Aspekt ist das Geschlecht der Patientin – da CRCS deutlich häufiger Männer betrifft, insbesondere in belastenden beruflichen Situationen („Managerkrankheit“), könnte man überrascht sein, sie bei einer Frau zu sehen. Tatsächlich ist die Erkrankung bei Frauen seltener, aber keineswegs ausgeschlossen. Daher bleibt CRCS in diesem Fall eine sehr plausible Diagnose.
2. Neovaskuläre (feuchte) altersabhängige Makuladegeneration (AMD)
Eine weitere wichtige Differenzialdiagnose ist die exsudative Form der AMD. Auch hier finden sich Veränderungen auf RPE-Ebene mit begleitender subretinaler Flüssigkeitsansammlung.
Jedoch sprechen mehrere Befunde gegen diese Diagnose:
-
Es fehlen typische Begleitzeichen, wie Drusen oder pigmentepitheliale Irregularitäten, die für eine AMD sprechen würden.
-
Zudem zeigt sich klinisch kein progredienter Verlauf – im Gegenteil: Eine spontane Rückbildung des Befundes ist dokumentiert, was bei einer unbehandelten feuchten AMD äußerst ungewöhnlich wäre.
Die Befundkonstellation und der Verlauf machen eine neovaskuläre AMD in diesem Fall daher eher unwahrscheinlich.
3. Choroidaler Nävus
Ein choroidaler Nävus kommt ebenfalls als Differenzialdiagnose in Betracht, scheint hier jedoch wenig wahrscheinlich. Typischerweise bleiben Nävi stabil, verändern die Netzhautstruktur kaum und gehen nicht mit PEDs oder subretinaler Flüssigkeit einher.
Ein weiteres Gegenargument ist die Bildgebung: Beim Nävus ist die darunterliegende Aderhaut aufgrund der Pigmentierung häufig nicht gut einsehbar. In diesem Fall jedoch lässt sich die choroidale Architektur deutlich erkennen, was gegen eine pigmentreiche Läsion wie den Nävus spricht.
Zusammenfassend ergibt sich aus Bildgebung, klinischem Verlauf und dem Fehlen typischer AMD-Zeichen ein differenzialdiagnostischer Schwerpunkt auf die chronische zentrale seröse Chorioretinopathie. Die Spontanberuhigung des Befundes, das Vorhandensein einer PED mit subretinaler Flüssigkeit sowie die choroidalen Veränderungen sprechen klar für dieses Erkrankungsbild.
Ich hoffe, dieser Beitrag konnte etwas zur Klärung der Befundinterpretation beitragen. Rückfragen oder weitere Gedanken sind wie immer herzlich willkommen.
Viele Grüße,
Euer Dr. Joshua Torrent Despouy

Zitat von Augenoptik Leonhard am 28. Mai 2025, 15:40 UhrLieber Dr. Torrent,
herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Auf den Verdacht einer CRCS wäre ich vom Bauchgefühl her nicht gekommen, die Kundin bildet eher den Gegenpol eines gestressten Managers, wirkt also absolut tiefenentspannt, aber man kann ja nicht in die Person reinschauen...
Viele Grüße,
Markus Leonhard
Lieber Dr. Torrent,
herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. Auf den Verdacht einer CRCS wäre ich vom Bauchgefühl her nicht gekommen, die Kundin bildet eher den Gegenpol eines gestressten Managers, wirkt also absolut tiefenentspannt, aber man kann ja nicht in die Person reinschauen...
Viele Grüße,
Markus Leonhard