Bitte oder Registrieren, um Beiträge und Themen zu erstellen.

Diffuse Zellen? vor der Fovea

Hallo liebe Forumsmitglieder und lieber Herr Dr. Torrent,

ich habe hier eine Kundin 18 Jahre jung Neukundin:

-extreme Blendempfindlichkeit als subjektives Symtom

-Anamnese: -trockene Augen Spaltlampenbefund sonst i.O. , klagt über immer mal wieder ausfallende Wimpern am Oberlid beidseits und rote Augen mit geplatzten Äderchen(wir probieren Liponitspray aus), keine Medis außer hormonelle Verhütung, Kreislaufbeschwerden (kardiologische Abklärung ist erfolgt alles i.O.) niedriger Blutdruck , Familienanamnese: Mutter Diabetes und beginnender KAT 45 Jahre alt

Pachy: OD 580 , OS 564

CIOP 14 Uhr am 20.08. OD 18 / OS 21,4 am 21.08. 14 Uhr OD 18 / OS 18

R +0,25  -0,25  110° Visus 1,2

L +0,5  -0,5  70°   Visus 1,2 mit den Werten subjektive Verbesserung des Sehens , Brille mit Blaulichtfilter und Sonnenbrille soll angefertigt werden.

Auf den OCT Bildern:

-CD vertikal 0,39  /  0,42

-Nervenfaserschichtdicke und Ganglienzellschicht im grünen Bereich

-auffällig ist im OCT die Zell?? ansammlung vor der Fovea OD (würde ja die extreme Blendempfindlichkeit erklären)

Weiß jemand was das sein kann? Sind das Zellen? Behandelbar ist das ja wahrscheinlich nicht, oder?! Ich kann auch nicht wirklich Anzeichen für eine Gliose erkennen oder übersehe ich etwas?

Ganz lieben Dank für die Hilfe!

Viele Grüße Mandy Marchwat

 

 

 

 

 

Hochgeladene Dateien:

Hallo Mandy,

was mich bei den Bildern mehr stutzig macht sind die erhabenen Kapillargefässe und auch Venen und Arterien um den Pappillenrand ( Hoffe ich interpretiere da nicht zu viel rein ) . Habt ihr mal einen Red-Cap Test gemacht?
Da auch bei  Optikusneuritis eine Blendempfindlichkeit vorliegen könnte.

 

LG Christian

Hallo Christian,

vielen Dank für den Hinweis. Das Fundusbild R / L sieht tatsächlich vom Gefäßverlauf unterschiedlich aus. Der Swinging-flash-light Test war unauffällig, den hatte ich gemacht. Den Red Cup Test mache ich dann am Mittwoch noch mal. Da kommt die Kundin zu uns. Vielen Dank für den Hinweis.

Eine Visusminderung hatte ich ja nicht aber leichte Schmerzen schon. Der IOP ist ja auch grenzwertig.

Ich lade noch mal ein Fundusbild im R L Vergleich hoch.

Mal schauen was Dr. Torrent dazu sagt.

LG Mandy

Hochgeladene Dateien:

Hallo Mandy,

 

ich möchte kurz aus technischer Sicht darauf hinweisen, dass es bei so jungen Augen durch die noch sehr klaren Medien bei der OCT dazu kommen kann, dass schwach reflektive Strukturen sichtbar werden die bei etwas älteren Menschen nur aufgrund der technischen Randbedingungen nicht sichbar wären.

Somit denke ich, dass man die reflektiven strukturen OD vor der Fovea nicht überbewerten sollte.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei den Forummitgliedern bedanken die Dr. Torrents Urlaub mit Ihrem Feedback so hilfreich überbrücken.
Ziel des Forums war und ist der fruchtvolle Austausch der Optometristen untereinander.
Aber auch ich freue mich schon darauf wieder von Josh zu lesen.

Liebe Grüße, Enno

 

Martin Kneppeck hat auf diesen Beitrag reagiert.
Martin Kneppeck

Hallo Zusammen,

 

Die Hyperreflektivität im GK über der Sehgrube würde ich, wie Enno schreibt, auch als nicht tragisch empfinden, da sonst alle Strukturen für mich altersgemäß gut aussehen.

Aber trotzdem spannend zu diskutieren, vielleicht gibt es noch andere Gedanken dazu - danke!

viele Grüße

Georg

 

Hallo Enno,

das wusste ich noch nicht, danke für den Hinweis. Ich dachte, ich habe eine Erklärung für die extreme Blendempfindlichkeit der Kundin...wieder etwas gelernt.

Lieben Dank für den fruchtbaren Austausch!

VG Mandy

Hallo liebes Forum,

solche Fälle mag ich besonders — spannend, ungewöhnlich und gleichzeitig herausfordernd.
Gerade dieser Fall ist sehr interessant, weil er ein häufiges Phänomen unserer modernen  OCT-Zeit widerspiegelt: Man sieht etwas – kann es aber nicht eindeutig einordnen.

Vor allem bei jungen Patientinnen und Patienten ist man hier verständlicherweise vorsichtiger:
Vielleicht interpretiert man zu viel hinein — vielleicht aber auch nicht. Die Kunst ist, beides im Blick zu behalten.

Die bisherigen Beiträge fassen es sehr gut zusammen:

  • Die Gefäße wirken etwas prominenter, was jedoch kein seltenes Phänomen ist und bei vielen gesunden Menschen vorkommt.

  • Klinisch erscheint eine pathologische Veränderung auf Sehnerv-Basis aufgrund der bisherigen Tests eher unwahrscheinlich.

  • Auch Fundusfotografie, Papillen-OCT sowie die RNFL-Messung  zeigen einen unauffälligen Befund.

→ Soweit also Entwarnung — das ist schon einmal beruhigend.

Was jedoch noch ungeklärt ist, ist der beschriebene „diffuse Nebel“ direkt vor der Fovea, insbesondere am rechten Auge.
Die Überlegung, dass Veränderungen im Glaskörper oder in der Makula mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit einhergehen können, ist absolut nachvollziehbar.

Trotzdem sind die beobachteten Veränderungen nicht eindeutig pathologisch.
Wie Enno aus technischer Sicht richtig anmerkt, sehen wir bei jüngeren Patienten aufgrund der klaren, lichtdurchlässigen Medien des vorderen Augenabschnitts oft deutlich mehr Details im OCT als bei älteren Personen mit beginnender Katarakt.
Dadurch wird uns auch mehr von der feinen Glaskörperarchitektur sichtbar — was bei älteren Augen so gar nicht mehr darstellbar ist.

Das bedeutet: Wir sehen mehr, und manchmal wirkt das dadurch ungewöhnlicher, als es tatsächlich ist.
Trotzdem fällt auf, dass die Konstellation etwas atypisch erscheint.

Beruhigend ist aber, wie Georg völlig richtig betont hat:
Die Fovea zeigt sonst keinerlei morphologische Veränderungen, was ganz klar gegen eine relevante Netzhaut- oder Sehnerv-Pathologie spricht.

Bei der Ursachenfindung darf man nicht vergessen, dass Blendempfindlichkeit auch ganz andere Gründe haben kann, z. B.:

  • Trockenes Auge (Sicca-Syndrom)

  • Hormonelle Veränderungen (z. B. neue Antibabypille oder Schwangerschaft)

  • Früh beginnende Linsentrübung (Anfang einer Katarakt)

  • Vorübergehende Reizungen oder Tränenfilmstörungen

Solche Faktoren können Photophobie verursachen, ohne dass eine Netzhaut- oder Optikus-Erkrankung vorliegt.

Übermäßige Glaskörperinfiltrate, wie man sie etwa bei einer Uveitis sehen würde, sind weder im OCT noch im Fundusbild erkennbar.

Was ist aber mit den „komischen Zellen“ vor der Fovea?
Sehr wahrscheinlich handelt es sich um eine kleine Glaskörperverdichtung direkt vor der Fovea, die aufnahmebedingt einen irritierenden Eindruck erzeugt.

Ich würde empfehlen, die OCT-Aufnahme zu wiederholen.
Wenn es sich tatsächlich um eine Glaskörperverdichtung handelt, wird sich der „Nebel“ bei einer neuen Aufnahme verlagert darstellen oder verschwinden.

Bleibt der Befund hingegen bestehen und besteht weiterhin ein klinischer Verdacht auf eine Pathologie, wäre anschließend eine Vorstellung beim Augenarzt zur weiteren Abklärung sinnvoll.

Ganz viele liebe Grüße an alle,

Dr. Joshua Torrent Despouy

Georg Scheuerer hat auf diesen Beitrag reagiert.
Georg Scheuerer