C/D Ratio

Zitat von Stefanie Schuster am 17. November 2023, 11:37 UhrHallo Dr. Torrent,
hallo zusammen,
hier noch ein Fall zum ONH.
- Männlich, 56 Jahre
- unscharfe Sicht mit vorheriger Brille
- erhöhter Blutdruck - Einnahme von Ramipril tägl.
- keine weiteren systemischen Erkrankungen bekannt
- keine okuläre Vorgeschichte
- keine Symptome mit neuer Brille
Refra:
R: +0,75 -0,75 137° Add. 2,0 Vcc: 1,4
L: +0,25 -0,25 16° Add. 2,0 Vcc: 1,6
IOP @10:30 h
R: 8mmHg Pachy 0,540 mm
L: 8mmHg Pachy 0,531 mm
Axiale Länge:
R: 22,67 mm L: 22,66 mm
Das OCT wertet die C/D Ratio beidseits als auffällig. Links ist auch das Cupvolumen laut Datenbank auffällig.
GCL+IPL und NFL beidseits unauffällig und gleichmäßig.
Leider gibt es keine Vergleichsaufnahmen aus der Vergangenheit.
Beim linken ONH bin ich der Meinung ein circumlineares Gefäß inferior zu sehen. Da dieses entlang des Randes der Cup verläuft, sieht es für mich nicht nach einer Cup-Vergrößerung aus.
Meine Frage hierzu: Beobachten und in 6 Monaten Kontrolle oder an einen Augenarzt verweisen?
Vielen Dank und liebe Grüße
Stefanie Schuster
Hallo Dr. Torrent,
hallo zusammen,
hier noch ein Fall zum ONH.
- Männlich, 56 Jahre
- unscharfe Sicht mit vorheriger Brille
- erhöhter Blutdruck - Einnahme von Ramipril tägl.
- keine weiteren systemischen Erkrankungen bekannt
- keine okuläre Vorgeschichte
- keine Symptome mit neuer Brille
Refra:
R: +0,75 -0,75 137° Add. 2,0 Vcc: 1,4
L: +0,25 -0,25 16° Add. 2,0 Vcc: 1,6
IOP @10:30 h
R: 8mmHg Pachy 0,540 mm
L: 8mmHg Pachy 0,531 mm
Axiale Länge:
R: 22,67 mm L: 22,66 mm
Das OCT wertet die C/D Ratio beidseits als auffällig. Links ist auch das Cupvolumen laut Datenbank auffällig.
GCL+IPL und NFL beidseits unauffällig und gleichmäßig.
Leider gibt es keine Vergleichsaufnahmen aus der Vergangenheit.
Beim linken ONH bin ich der Meinung ein circumlineares Gefäß inferior zu sehen. Da dieses entlang des Randes der Cup verläuft, sieht es für mich nicht nach einer Cup-Vergrößerung aus.
Meine Frage hierzu: Beobachten und in 6 Monaten Kontrolle oder an einen Augenarzt verweisen?
Vielen Dank und liebe Grüße
Stefanie Schuster
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Zitat von Joshua Torrent Despouy am 29. November 2023, 00:33 UhrHallo liebe OCT- und Glaukom-Interessierte,
zunächst ein großes Dankeschön an Frau Schuster für die spannenden Fälle und die Möglichkeit, sich auch zum Thema Glaukom und Papille auszutauschen. Ihre ausführliche und professionelle Darstellung der Befunde mit exzellenter Fragestellung ist wirklich beeindruckend.
In diesem Fall dreht es sich um eine Papillen-OCT, die auf den ersten Blick auffällig erscheint und die Frage nach einer möglichen Pathologie aufwirft.
Es handelt sich um einen Fall, der im klinischen Alltag häufig vorkommt, bei dem die Interpretation entscheidet, ob ein Patient als pathologisch oder gesund eingestuft wird. Leider ist aufgrund geringer OCT-Kenntnisse die Neigung zur Interpretation einer Erkrankung (Glaukom) recht verbreitet, was jedoch in diesem Fall nicht zutreffend ist.
Lassen Sie uns den Fall genauer betrachten: Der Patient weist eigentlich keine besonderen Risikofaktoren für ein Glaukom auf. Das Alter ist natürlich zu berücksichtigen, aber spätestens beim Blick auf den Druck denken wir, dass alles in Ordnung ist. Auch bei der Beurteilung der Fundusfotografien erscheint zunächst alles unauffällig. Die Papille wirkt vital, randscharf, auf dem richtigen Niveau, die Exkavation mit einer klinischen CDR von 0,4 liegt noch im Normalbereich, der Randsaum ist intakt, und die ISNT-Regel wird respektiert. Demnach sollten wir eigentlich beruhigt sein und nicht von einem ernsten Geschehen ausgehen.
Doch dann erfolgt die OCT-Untersuchung, und einige Parameter fallen grenzwertig oder pathologisch aus! Vielleicht doch ein Normaldruckglaukom?
Hier ist tatsächlich eine umfassende Bewertung gefragt. Bei genauerer Betrachtung der OCT-Aufnahmen fällt auf, dass die durch OCT (BMO) ermittelte Exkavation auffälliger ist als im klinischen Bild erkennbar. Dies zeigt, dass ein OCT aufgrund einer abweichenden Papillenform (Makropapille) plötzlich abweichende Parameter liefern kann. Besondere Aufmerksamkeit sollte jedoch der RNFL-Dicke in den einzelnen Sektoren und im zirkulären Verlauf gewidmet werden. Hier zeigen sich normale Werte, und die Nervenfaserdicke erscheint in allen Sektoren unverändert, sodass definitionsgemäß kein Glaukom zu befürchten ist. Für mich haben diese Parameter einen höheren Stellenwert als die Morphometrie der Papille, da letztere oft durch Artefakte beeinflusst werden kann (Drusenpapille, Myopie, etc.). Unerfahrene Anwender neigen dazu, hier eine Pathologie zu vermuten, wenn sie die Morphometrie-Auswertung zu stark gewichten.
In diesem Fall ist also alles in Ordnung. Zur Sicherheit sollten jedoch regelmäßige Augendruckkontrollen und gegebenenfalls im Verlauf ein RNFL-/Papillen-OCT durchgeführt werden, um eine abschließende Bestätigung zu erhalten.
Ich freue mich auf weitere interessante Fälle und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen.
Dr. Joshua Torrent Despouy
Hallo liebe OCT- und Glaukom-Interessierte,
zunächst ein großes Dankeschön an Frau Schuster für die spannenden Fälle und die Möglichkeit, sich auch zum Thema Glaukom und Papille auszutauschen. Ihre ausführliche und professionelle Darstellung der Befunde mit exzellenter Fragestellung ist wirklich beeindruckend.
In diesem Fall dreht es sich um eine Papillen-OCT, die auf den ersten Blick auffällig erscheint und die Frage nach einer möglichen Pathologie aufwirft.
Es handelt sich um einen Fall, der im klinischen Alltag häufig vorkommt, bei dem die Interpretation entscheidet, ob ein Patient als pathologisch oder gesund eingestuft wird. Leider ist aufgrund geringer OCT-Kenntnisse die Neigung zur Interpretation einer Erkrankung (Glaukom) recht verbreitet, was jedoch in diesem Fall nicht zutreffend ist.
Lassen Sie uns den Fall genauer betrachten: Der Patient weist eigentlich keine besonderen Risikofaktoren für ein Glaukom auf. Das Alter ist natürlich zu berücksichtigen, aber spätestens beim Blick auf den Druck denken wir, dass alles in Ordnung ist. Auch bei der Beurteilung der Fundusfotografien erscheint zunächst alles unauffällig. Die Papille wirkt vital, randscharf, auf dem richtigen Niveau, die Exkavation mit einer klinischen CDR von 0,4 liegt noch im Normalbereich, der Randsaum ist intakt, und die ISNT-Regel wird respektiert. Demnach sollten wir eigentlich beruhigt sein und nicht von einem ernsten Geschehen ausgehen.
Doch dann erfolgt die OCT-Untersuchung, und einige Parameter fallen grenzwertig oder pathologisch aus! Vielleicht doch ein Normaldruckglaukom?
Hier ist tatsächlich eine umfassende Bewertung gefragt. Bei genauerer Betrachtung der OCT-Aufnahmen fällt auf, dass die durch OCT (BMO) ermittelte Exkavation auffälliger ist als im klinischen Bild erkennbar. Dies zeigt, dass ein OCT aufgrund einer abweichenden Papillenform (Makropapille) plötzlich abweichende Parameter liefern kann. Besondere Aufmerksamkeit sollte jedoch der RNFL-Dicke in den einzelnen Sektoren und im zirkulären Verlauf gewidmet werden. Hier zeigen sich normale Werte, und die Nervenfaserdicke erscheint in allen Sektoren unverändert, sodass definitionsgemäß kein Glaukom zu befürchten ist. Für mich haben diese Parameter einen höheren Stellenwert als die Morphometrie der Papille, da letztere oft durch Artefakte beeinflusst werden kann (Drusenpapille, Myopie, etc.). Unerfahrene Anwender neigen dazu, hier eine Pathologie zu vermuten, wenn sie die Morphometrie-Auswertung zu stark gewichten.
In diesem Fall ist also alles in Ordnung. Zur Sicherheit sollten jedoch regelmäßige Augendruckkontrollen und gegebenenfalls im Verlauf ein RNFL-/Papillen-OCT durchgeführt werden, um eine abschließende Bestätigung zu erhalten.
Ich freue mich auf weitere interessante Fälle und hoffe auf ein baldiges Wiedersehen.
Dr. Joshua Torrent Despouy

Zitat von Stefanie Schuster am 6. Dezember 2023, 11:37 UhrHallo Herr Dr. Torrent,
vielen vielen Dank für Ihre Zeit, Ihre ausführliche Bewertung und die Erklärung bei der Herangehensweise. Ich schätze diesen Austausch hier sehr und freue mich auf viele spannende Fälle.
Liebe Grüße
Stefanie Schuster
Hallo Herr Dr. Torrent,
vielen vielen Dank für Ihre Zeit, Ihre ausführliche Bewertung und die Erklärung bei der Herangehensweise. Ich schätze diesen Austausch hier sehr und freue mich auf viele spannende Fälle.
Liebe Grüße
Stefanie Schuster