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Breitbasiges Makulaödem bei hoher myopie

Liebe Forummitglieder,

bei meiner Kundin (24 J) mit hoher Myopie -16 dpt sehe ich in den OCT Aufnahmen des linken Auges ein breitbasiges Makulödem. Wie schnell ist hier Handlungsbedarf? Die Kundin fährt in ein paar Tagen für 3 Wochen ins Ausland.

Über einen kurzfristigen Gedankenaustausch würde ich mich freuen.

 

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Hallo zusammen,

ich freue mich sehr, wieder von euch zu lesen und über diesen interessanten Fall diskutieren zu können. Vielen Dank für die großartigen Bilder und die zusätzlichen Informationen!

Auf der OCT-Aufnahme sieht man deutlich, wie die Netzhautstruktur in der oberen Hälfte von der Norm abweicht. Es handelt sich hierbei nicht um eine Ödembildung, sondern um eine reaktive Spaltbildung in der Netzhaut, die sogenannte Retinoschisis. Diese darf nicht mit einer Netzhautablösung verwechselt werden, bei der alle Netzhautschichten abheben.

Besonders in diesem Bild sehen wir das klassische Muster einer Foveaschisis oder Makulaschisis, bedingt durch hohe Myopie.

Für alle, die es eilig haben:

  • Meist gutartige Spaltung der Netzhaut
  • Im Allgemeinen stabil, kann jedoch das Risiko eines Makulalochs oder einer Netzhautablösung bergen (selten)
  • Benötigt Überwachung, aber keine Therapie bei fehlender Progression

Und für die Interessierten unter euch, hier einige ausführlichere Informationen:

Die foveale Retinoschisis

Die foveale Retinoschisis ist eine Augenerkrankung, die bei Menschen mit starker Kurzsichtigkeit (ab -6 Dioptrien) auftreten kann. Durch die Verlängerung des Auges wird die Netzhaut besonders im Bereich der Makula gedehnt, was für das scharfe Sehen zuständig ist. Diese Dehnung kann zu einer Spaltung der Netzhaut führen. Der genaue Grund dafür ist noch nicht vollständig verstanden, könnte aber mit starren Blutgefäßen in der Netzhaut, Zugkräften des Glaskörpers und einer Rigidität der sogenannten inneren Grenzmembran der Netzhaut (ILM) zusammenhängen.

Früher war es schwierig, die Retinoschisis zu erkennen, aber dank moderner Bildgebungstechniken wie der optischen Kohärenztomographie (OCT) ist dies heute besser möglich. Besonders bei kurzsichtigen Patienten mit Sehproblemen sollte eine OCT-Untersuchung durchgeführt werden, um diese Erkrankung zu diagnostizieren oder auszuschließen.

Die Retinoschisis bleibt oft über Jahre stabil und beeinträchtigt die Sehkraft nicht sofort. Sie kann jedoch das Risiko für ernsthaftere Probleme wie eine Netzhautablösung oder ein Loch in der Netzhaut erhöhen. Regelmäßige Untersuchungen sind wichtig, um diese Risiken frühzeitig zu erkennen. Die Häufigkeit dieser Erkrankung variiert stark, da viele Betroffene symptomlos sind und daher nicht untersucht werden. Schätzungen zufolge könnten 8% bis 34% der stark kurzsichtigen Menschen betroffen sein.

Ich freue mich sehr über diesen Beitrag und bin gespannt auf euren nächsten Fall!

Viele Grüße an alle,

Dr. med. Joshua Torrent Despouy

Maren Kuhlmann und Andy Steinmeyer haben auf diesen Beitrag reagiert.
Maren KuhlmannAndy Steinmeyer

Liebe Mitglieder des Forums,

ich möchte die Gelegenheit nutzen und eine kleine Ergänzung zu diesem Thema einbringen.

Dank unserer neuen Widefield Linse ist es nun möglich Aufnahmen bis 21 mm Breite (entspricht 105°) durchzuführen. Diese Entwicklung macht es möglich sehr einfach auch periphere Aufnahmen zu erzeugen. Im Fall meines Auges kann damit eine Retinoschisis dokumentiert werden.

Ich möchte an dieser Stelle kurz betonen, dass meine Refraktion lediglich Werte von S -1.5 dpt C -0.5 dpt A 110° aufweist. Nur anhand dieser Werte würde ich nicht in die Kategorie der "Hohen Myopie" fallen. Dank der Biometrie Funktion unsere OCT's, kenne ich aber meine Achslänge von 25,04 mm, was mich doch in die Gruppe der "Hohen Myopie" hebt. Ein Hinweis, der mich für Phänomene wie "Blitze" und "Rußregen" sensibilistiert und sicherlich mein Verhalten im Notfall ändert. Vielleicht hilft dieses Beispiel zu verdeutlichen, dass mehr Informationen über das Auge des Kunden zu sichereren Aussagen und einer besseren Beratung führt. Auch wenn meine Myopie nicht mehr "gemanaget" werden kann, ist die Information der Augapfellänge einmal im Leben eine hilfreiche Ergänzung.

 

Ich wünsche allen weiterhin viel Spaß im Forum und freue mich auch zahlreiche neue Einträge und Erkenntnisse.

 

Liebe Grüße

 

Remo

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  • RETINA_RETINOSCHISIS_20241011_164317_Ultra-Wide_Field_Line_Full_Range_R_EINZELN_21mm_10240x1x20.jpg
Joshua Torrent Despouy hat auf diesen Beitrag reagiert.
Joshua Torrent Despouy

Hallo

ich möchte hier einmal die Möglichkeit nutzen mich für die tollen Ausführungen von Dr. med. Joshua Torrent Despouy zu bedanken.

Besonders toll finde ich die Differenzierung zwischen der kurzen Info und den dann detaillierten Ausführungen.

Vielen Dank dafür es gab bis jetzt wenig Literatur bei der ich so schnell so viel lernen konnte.

Lieben Gruß Andreas Steinmeyer