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Auffälligkeit in der Aderhaut, (=> pachychoroidale Veränderungen /+ Aderhautnävus)

Liebes Forum,

ich möchte folgenden Fall vorstellen:
Kundin 66 Jahre, keine Cat-OP, Lasik-OP R/L 2003,  Vi cc R: 1,10  L: 1,00, klagt seit 2016 über starke Doppelbilder, mehrfach bei AA gewesen, auch Neurologisch untersucht, und auf Grund der Ergebnisse von uns mit Prismen versorgt. Die Prismenkorrektur bring jedoch zu selten eine Erleichterung und schwankt bei weiteren Messung deutlich.
Seit 6 Monaten trägt Kundin aus Resignation gar keine Brille mehr.

Gestern war Sie bei uns zum Augen-Check und wir haben einen Catarakt ausgeschlossen , Visus wie oben, wieder neue, geringere Primen gefunden, Papillen R/L ohne Befund, L Auge NH auch ohne Befund.

R Auge zeigt eine Gliose mit Faltenbildung, die Fovea Zentralis ist noch ausgespart. Gliose von uns im 08-2022 auch schon festgestellt und zeigt nahezu keine Veränderung im Verlauf.

Worum es mir heute geht in die Aderhaut Veränderung welche ich auf den Bilder markiert habe. Eine Empfehlung mit meinen Bildern zum AA zu gehen hat Sie bereits bekommen, nur mich lassen die Bilder nicht ruhig schlafen wegen der Sorge, das dies mehr sein könnte. Ich bitte um Rückmeldung ob man mit den Bilder evtl. ein Aderhautmelanom ausschließen kann oder ob auf Grund dieser Aufnahmen einen Vorstellung bei AA dringlich gemacht werden soll.

Vielen Dank schon mal für die hoffentlich kommenden Rückmeldung

P.S. ich habe leider keine guten Fundusbilder bekommen, trotzdem habe ich sie noch einmal hier ergänzt.

Lieben Gruß

Andreas Steinmeyer

Hochgeladene Dateien:
  • RAuge_Horizontalschnitte_Monika__Ebmeyer_Page_1.jpeg
  • RAuge_Makulaschnitte_Monika__Ebmeyer_Page_1.jpeg
  • RAuge_Gliose_Monika__Ebmeyer_Page_1.jpeg
  • 00082_20220813_093226_Monika__Ebmeyer-1_Page_1.jpeg
  • 00082_20220813_093226_Monika__Ebmeyer_Page_1.jpeg

Ein freundliches Hallo an alle OCT-Interessierten hier im Forum,

wir als Moderation möchten nur kurz den Hinweis geben, dass dringende Rückmeldungen nicht garantiert werden können.

Alle, die sich bislang unterstützend zu Wort gemeldet haben, tun dies zusätzlich bzw. nach ihrer Arbeit, wofür wir ein herzliches Dankeschön aussprechen möchten.

Das Forum stellt keinen Online-Arzt-Service dar, sondern ist eine Plattform für den Austausch interessanter oder unklarer Fälle.

 

Vielen Dank Herr Steinmeyer für den vorgestellten Fall. Sie haben Ihrer Kunden bereits den Gang zum Augenarzt empfohlen und ggf. können wir hier zeitnah noch einen Kommentar von Herrn Dr. Torrent Despouy dazu lesen.

Viele Grüße aus Lübeck

Das Eyetec-Team

Andy Steinmeyer hat auf diesen Beitrag reagiert.
Andy Steinmeyer

Hallo nochmals,

im vorliegenden Fall kann ich zunächst Entwarnung geben. Die leichte zentrale Prominenz im Bereich der Makula ist zwar auffällig, jedoch handelt es sich – wie von Herrn Steinmeyer korrekt festgestellt – nicht um einen Netzhautprozess, sondern um eine Veränderung der Aderhaut.

Aber was genau stellt diese Veränderung dar?

Bei näherer Betrachtung fallen vergrößerte Aderhautgefäße in dem prominenten Bereich auf.

Was bedeutet das?

Solche Veränderungen sind tatsächlich nicht selten und werden als pachychoroidale Veränderungen klassifiziert. Man vermutet eine Assoziation mit bestimmten Erkrankungen wie der Chorioretinopathia centralis serosa (CRCS) sowie ein erhöhtes Risiko für eine altersbedingte Makuladegeneration.

 

Zusammenfassend kann zunächst Entwarnung gegeben werden, doch ist es positiv, dass im Sinne des Patienten Aufmerksamkeit gewahrt wird.

Was wäre jedoch bei einem Aderhautmelanom anders?

Ein Aderhautmelanom wäre in der Regel eine solide, verdrängendeund auch bösartige Struktur, die sich durch das Fehlen normaler Aderhautstrukturen wie Gefäße auszeichnet. Zudem würde sich unter der Prominenz eine reflektierende Struktur mit deutlich sichtbaren Schatten abzeichnen, was in diesem Fall nicht zu beobachten ist.

 

Eine augenärztliche Untersuchung ist allein aufgrund der Doppelbildproblematik weiterhin sinnvoll.

 

Viele Grüße und bis zum nächsten interessanten Fall,

 

Dr. Joshua Torrent Despouy

 

Andy Steinmeyer hat auf diesen Beitrag reagiert.
Andy Steinmeyer

Vielen Dank für Ihre ausführliche Erklärung. Nun kann ich meine erste Empfehlung zeitnah zum Augenarzt zu gehen beibehalten und brauche keine weitere Brisanz hinzu zufügen.
vielen Dank noch einmal. Lieben Gruss Andreas Steinmeyer

Hallo,

würden wir in diesem Fall von einem Aderhautmelanom sprechen, da ich gänzlich keinerlei Strukturen mehr in diesem Bereich erkennen kann?
Kunde ist heute da gewesen und kommt frisch vom AA mit den Worten alles in Ordnung kommen Sie in einem Jahr wieder zur Hornhautkontrolle ( dies bezüglich wegen einer zurückliegenden Lasik OP )

 

LG Christian

 

Hochgeladene Dateien:

Hallo,

Dieser neue Fall zeigt tatsächlich – im Gegensatz zum vorherigen – eine auffällige Aderhautveränderung. Sie liegt dezentral neben der Makula und zeichnet sich durch eine sehr homogene Veränderung im Niveau der Aderhaut aus. Die Größe der Veränderung lässt sich auf etwa einen Papillendurchmesser schätzen.

Klinisch ist anhand des OCT-Schnitts keine sichere Diagnose möglich, aber aufgrund meiner langjährigen Erfahrung und des Gespürs für solche OCT-Aufnahmen würde ich von einem Aderhautnävus ausgehen. Die Größe und Form dieser Veränderung sprechen eher für eine gutartige Natur, was auf einen Aderhautnävus (vergleichbar mit einem „Leberfleck“ auf der Haut) hinweist.

Es ist jedoch wichtig, dass diese Veränderung nicht unbeachtet oder - wie in diesem Fall - unkommentiert bleibt. Solche Aderhautnävi sollten regelmäßig, idealerweise jährlich, kontrolliert werden, um frühzeitig eventuelle Veränderungen festzustellen. Zwar ist das Risiko einer Entartung in ein malignes Melanom nicht hoch, aber auch nicht vollständig auszuschließen.

Was ist ein Aderhautnävus?

Ein Aderhautnävus (Choroidales Nävus) ist eine gutartige, pigmentierte Veränderung in der Aderhaut des Auges. Diese Flecken bestehen aus Melanozyten, den pigmentbildenden Zellen, und sind in ihrer Art mit Muttermalen auf der Haut vergleichbar. Sie sind in der Regel flach oder leicht erhaben und meist harmlos. Dennoch ist es ratsam, sie regelmäßig ärztlich kontrollieren zu lassen, da ein geringes Risiko besteht, dass sie sich zu einem malignen Melanom (Aderhautmelanom) entwickeln.

Aderhautnävi sind relativ häufig und betreffen etwa 6-10 % der erwachsenen Bevölkerung. Sie treten vor allem bei hellhäutigen Menschen auf und werden oft zufällig bei augenärztlichen Routineuntersuchungen entdeckt, da sie in den meisten Fällen keine Symptome verursachen. Das durchschnittliche Alter bei der Diagnose liegt bei etwa 50 Jahren, wobei jüngere Menschen seltener betroffen sind.

Das Risiko, dass ein Aderhautnävus entartet und sich zu einem Aderhautmelanom entwickelt, ist zwar gering, aber vorhanden. Statistiken zeigen, dass etwa 1 von 8.000 bis 1 von 8.500 Aderhautnävi jährlich bösartig wird. Das kumulative Risiko einer Entartung zu einem malignen Melanom liegt bei etwa 2 % über einen Zeitraum von 10 Jahren.

Die Optische Kohärenztomographie (OCT) ist ein wichtiges diagnostisches Werkzeug zur Beurteilung von Aderhautnävi. Sie liefert hochauflösende Bilder der Netzhaut und der darunterliegenden Schichten, einschließlich der Aderhaut, und hilft, frühe Veränderungen zu erkennen, die auf eine mögliche Entartung hindeuten könnten. Zu den typischen OCT-Befunden eines Aderhautnävus gehören:

  • Hyporeflektive Struktur: Aderhautnävi erscheinen oft als dunkle, weniger reflektierende Bereiche in der Aderhaut.
  • Erhaltung der Netzhautschichten: Die Netzhaut über einem gutartigen Nävus bleibt in der Regel intakt, ohne signifikante Verdünnung oder strukturelle Veränderungen.
  • Subretinale Flüssigkeit: In Fällen, in denen Flüssigkeit um den Nävus austritt, zeigt die OCT subretinale Flüssigkeitsansammlungen. Dies ist ein Warnzeichen für ein höheres Entartungsrisiko.
  • Abflachung der Retinalen Pigmentepithelschicht (RPE): In der Nähe eines Nävus kann es zu einer leichten Abflachung der RPE-Schicht kommen.

 

Fassen wir es mal zusammen:

Aderhautnävi sind weit verbreitet und in den meisten Fällen harmlos. Dennoch ist es wichtig, sie regelmäßig zu überwachen, da sie in seltenen Fällen bösartig werden können. Die OCT ist ein unverzichtbares Werkzeug, um frühe Anzeichen einer Entartung zu erkennen und so eine zeitnahe Behandlung einzuleiten, falls erforderlich.

Wie Ihr erkennen könnt faszinieren mich solche Befunde und ich hoffe euch nicht zu sehr mit Informationen überladen zu haben.

Bis bald,

Dr. med. Joshua Torrent Despouy

Optik Leibold Team hat auf diesen Beitrag reagiert.
Optik Leibold Team