auffällige Makula

Zitat von Isabel Bauch am 11. Februar 2025, 08:58 UhrLiebe Kollegen,
wir hatten einen jungen Mann, 47, Jahre, zur Augengesundheitsvorsorge bei uns. Er ist exzessiver KL-Träger. Der Mann hat R/L je einen Visus von 1,25. Am vorderen Augenabschnitt waren keine Auffälligkeiten zu sehen. Auf dem Fundus des rechten Auges erscheint jedoch die Makula nicht regelrecht. Auch im OCT wirken die einzelnen NH-Schichten nicht ganz so gleichmäßig wie am linken Auge. Auch der zentrale Bereich in der Aderhaut sieht verändert aus.
Könnt ihr mir sagen, was genau das ist? Der Patient hat, wie gesagt, einen super Visus.
Vielen Dank für eure Hilfe!
Liebe Kollegen,
wir hatten einen jungen Mann, 47, Jahre, zur Augengesundheitsvorsorge bei uns. Er ist exzessiver KL-Träger. Der Mann hat R/L je einen Visus von 1,25. Am vorderen Augenabschnitt waren keine Auffälligkeiten zu sehen. Auf dem Fundus des rechten Auges erscheint jedoch die Makula nicht regelrecht. Auch im OCT wirken die einzelnen NH-Schichten nicht ganz so gleichmäßig wie am linken Auge. Auch der zentrale Bereich in der Aderhaut sieht verändert aus.
Könnt ihr mir sagen, was genau das ist? Der Patient hat, wie gesagt, einen super Visus.
Vielen Dank für eure Hilfe!
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Zitat von Joshua Torrent Despouy am 15. Februar 2025, 17:01 UhrHallo zusammen,
es ist immer wieder faszinierend zu sehen, welche subtilen Veränderungen sich in der OCT zeigen, selbst wenn der Visus vollständig erhalten ist. Die entscheidende Frage ist dann stets: Welche Bedeutung hat diese Veränderung, und besteht das Risiko einer fortschreitenden Netzhautschädigung?
Die Fundusfotografie zeigt einen noch jungen Fundus des rechten Auges mit einer vitalen, regelrecht exkavierten Papille. Die Gefäßstruktur ist unauffällig, die periphere Netzhaut intakt, und die Aderhauttextur wirkt homogen. Lediglich eine Pigmentspiegelverschiebung angrenzend an die Fovea fällt auf, jedoch ohne Hinweise auf Blutungen oder Exsudationen.
In der OCT sind jedoch deutlichere Veränderungen sichtbar: Es zeigt sich eine umschriebene Läsion auf RPE-Ebene ohne Zeichen einer neovaskulären Membran (MNV). Zudem finden sich eine isolierte Sprenkelung im Bereich des RPE und der Photorezeptoren sowie eine begleitende fokale Atrophie.
Mögliche Ursachen für diese RPE Veränderung:
1. Trockene altersbedingte Makuladegeneration (AMD)
Die atrophische (geographische) Makuladegeneration stellt eine häufige Ursache für RPE-Veränderungen dar. Allerdings spricht gegen diese Diagnose, dass der Befund einseitig ist und der Patient noch jung ist, was eine AMD eher unwahrscheinlich macht.
2. Entzündliche Genese (z. B. nach Uveitis posterior)
RPE-Veränderungen können auch als Folge entzündlicher Prozesse auf Netzhaut- oder Aderhautebene auftreten. Typischerweise gehen sie jedoch mit einer deutlichen Visusminderung einher, die hier nicht vorliegt.
3. Retinitis solaris
Eine Netzhautschädigung durch intensive Sonnenlichtexposition kann zu charakteristischen Pigmentepithelveränderungen führen. Typischerweise erinnert sich der Patient jedoch an eine entsprechende Lichtexposition (z. B. nach einer Sonnenfinsternis), und die Läsion zeigt eine scharf begrenzte, ausgestanzte Morphologie – beides trifft hier nicht zu.
4. Pattern-Dystrophie
Eine seltene, erbliche Erkrankung der Makula, die durch Pigmentveränderungen im retinalen Pigmentepithel gekennzeichnet ist. Die Erkrankung tritt meist im Erwachsenenalter auf und schreitet langsam fort. Zu Beginn bleibt die Sehschärfe oft erhalten, im späteren Verlauf kann es jedoch zu verzerrtem Sehen oder Leseschwierigkeiten kommen.
Typischerweise zeigen sich in der Funduskopie und OCT charakteristische Pigmentmuster, wie schmetterlingsförmige oder netzartige Strukturen. Eine genetische Untersuchung kann zur Abklärung beitragen, da häufig Mutationen im PRPH2-Gen gefunden werden.
Die Erkrankung verläuft in der Regel langsam, wobei viele Patienten über Jahre eine stabile Sehfunktion behalten. In seltenen Fällen kann es zu einer choroidalen Neovaskularisation (CNV) kommen, die eine plötzliche Sehverschlechterung verursacht. Falls sich eine solche Neovaskularisation entwickelt, kann eine Behandlung mit Anti-VEGF-Therapie helfen, das Fortschreiten zu verlangsamen.
Die hier beobachtete einseitige Veränderung zeigt unspezifische Merkmale und lässt sich keiner der oben genannten Differentialdiagnosen eindeutig zuordnen. Am wahrscheinlichsten erscheint eine erbliche Komponente, die das vergleichsweise markante Ausmaß der RPE-Veränderung in diesem jungen Alter erklären könnte.
Da aktuell kein akuter Handlungsbedarf besteht, wird eine abwartende Haltung empfohlen. Dennoch sollten folgende präventive Maßnahmen berücksichtigt werden:
✔ Sonnenschutz: Verwendung von UV-schützenden Brillen, um oxidativen Stress auf das RPE zu reduzieren.
✔ Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene mediterrane Kost mit Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren sowie Lutein und Zeaxanthin kann e zur Netzhautgesundheit beitragen.
✔ Lebensstiloptimierung: Verzicht auf Nikotin, da es das Risiko für Netzhauterkrankungen erhöht, aber auch adäquate Einstellungen des Blutdrucks.
✔ Regelmäßige Kontrollen: Verlaufsbeobachtung in definierten Abständen, um eine mögliche Progression frühzeitig zu erkennen.
Da derzeit keine pathologischen Hinweise auf eine MNV oder eine akute Sehgefährdung bestehen, bleibt zunächst eine abwartende Haltung mit regelmäßiger Überwachung die sinnvollste Strategie.
Viele Grüße,
Dr. med. Joshua Torrent Despouy
Hallo zusammen,
es ist immer wieder faszinierend zu sehen, welche subtilen Veränderungen sich in der OCT zeigen, selbst wenn der Visus vollständig erhalten ist. Die entscheidende Frage ist dann stets: Welche Bedeutung hat diese Veränderung, und besteht das Risiko einer fortschreitenden Netzhautschädigung?
Die Fundusfotografie zeigt einen noch jungen Fundus des rechten Auges mit einer vitalen, regelrecht exkavierten Papille. Die Gefäßstruktur ist unauffällig, die periphere Netzhaut intakt, und die Aderhauttextur wirkt homogen. Lediglich eine Pigmentspiegelverschiebung angrenzend an die Fovea fällt auf, jedoch ohne Hinweise auf Blutungen oder Exsudationen.
In der OCT sind jedoch deutlichere Veränderungen sichtbar: Es zeigt sich eine umschriebene Läsion auf RPE-Ebene ohne Zeichen einer neovaskulären Membran (MNV). Zudem finden sich eine isolierte Sprenkelung im Bereich des RPE und der Photorezeptoren sowie eine begleitende fokale Atrophie.
Mögliche Ursachen für diese RPE Veränderung:
1. Trockene altersbedingte Makuladegeneration (AMD)
Die atrophische (geographische) Makuladegeneration stellt eine häufige Ursache für RPE-Veränderungen dar. Allerdings spricht gegen diese Diagnose, dass der Befund einseitig ist und der Patient noch jung ist, was eine AMD eher unwahrscheinlich macht.
2. Entzündliche Genese (z. B. nach Uveitis posterior)
RPE-Veränderungen können auch als Folge entzündlicher Prozesse auf Netzhaut- oder Aderhautebene auftreten. Typischerweise gehen sie jedoch mit einer deutlichen Visusminderung einher, die hier nicht vorliegt.
3. Retinitis solaris
Eine Netzhautschädigung durch intensive Sonnenlichtexposition kann zu charakteristischen Pigmentepithelveränderungen führen. Typischerweise erinnert sich der Patient jedoch an eine entsprechende Lichtexposition (z. B. nach einer Sonnenfinsternis), und die Läsion zeigt eine scharf begrenzte, ausgestanzte Morphologie – beides trifft hier nicht zu.
4. Pattern-Dystrophie
Eine seltene, erbliche Erkrankung der Makula, die durch Pigmentveränderungen im retinalen Pigmentepithel gekennzeichnet ist. Die Erkrankung tritt meist im Erwachsenenalter auf und schreitet langsam fort. Zu Beginn bleibt die Sehschärfe oft erhalten, im späteren Verlauf kann es jedoch zu verzerrtem Sehen oder Leseschwierigkeiten kommen.
Typischerweise zeigen sich in der Funduskopie und OCT charakteristische Pigmentmuster, wie schmetterlingsförmige oder netzartige Strukturen. Eine genetische Untersuchung kann zur Abklärung beitragen, da häufig Mutationen im PRPH2-Gen gefunden werden.
Die Erkrankung verläuft in der Regel langsam, wobei viele Patienten über Jahre eine stabile Sehfunktion behalten. In seltenen Fällen kann es zu einer choroidalen Neovaskularisation (CNV) kommen, die eine plötzliche Sehverschlechterung verursacht. Falls sich eine solche Neovaskularisation entwickelt, kann eine Behandlung mit Anti-VEGF-Therapie helfen, das Fortschreiten zu verlangsamen.
Die hier beobachtete einseitige Veränderung zeigt unspezifische Merkmale und lässt sich keiner der oben genannten Differentialdiagnosen eindeutig zuordnen. Am wahrscheinlichsten erscheint eine erbliche Komponente, die das vergleichsweise markante Ausmaß der RPE-Veränderung in diesem jungen Alter erklären könnte.
Da aktuell kein akuter Handlungsbedarf besteht, wird eine abwartende Haltung empfohlen. Dennoch sollten folgende präventive Maßnahmen berücksichtigt werden:
✔ Sonnenschutz: Verwendung von UV-schützenden Brillen, um oxidativen Stress auf das RPE zu reduzieren.
✔ Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene mediterrane Kost mit Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren sowie Lutein und Zeaxanthin kann e zur Netzhautgesundheit beitragen.
✔ Lebensstiloptimierung: Verzicht auf Nikotin, da es das Risiko für Netzhauterkrankungen erhöht, aber auch adäquate Einstellungen des Blutdrucks.
✔ Regelmäßige Kontrollen: Verlaufsbeobachtung in definierten Abständen, um eine mögliche Progression frühzeitig zu erkennen.
Da derzeit keine pathologischen Hinweise auf eine MNV oder eine akute Sehgefährdung bestehen, bleibt zunächst eine abwartende Haltung mit regelmäßiger Überwachung die sinnvollste Strategie.
Viele Grüße,
Dr. med. Joshua Torrent Despouy

Zitat von Isabel Bauch am 20. Februar 2025, 08:31 UhrLieber Dr. Despouy,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Es hilft sehr und ist immer sehr lehrreich, dass Sie die Themen umfassend beleuchten.
Liebe Grüße Isabel Bauch
Lieber Dr. Despouy,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Es hilft sehr und ist immer sehr lehrreich, dass Sie die Themen umfassend beleuchten.
Liebe Grüße Isabel Bauch